Einen Tag nach den Todesurteilen gegen 529 Mitglieder der ägyptischen Muslimbruderschaft wurde der Prozess gegen weitere 683 Anhänger der islamistischen Organisation vertagt.
Die Urteile sollen am 28. April gesprochen werden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen die Teilnahme an tödlichen Unruhen im August 2013 vor. Angeklagt ist auch der Anführer der Muslimbrüder, Mohammed Badie.
Von den knapp 700 Angeklagten erschienen lediglich 60 vor dem Gericht im südägyptischen Minja. Die Verteidiger boykottierten die Eröffnung des Verfahrens. 77 der Angeklagten seien inhaftiert, sagt einer der Anwälte. Die anderen seien auf Kaution freigekommen oder befänden sich auf der Flucht.
International verurteilt
Der umstrittene Massenprozess heizte die ohnehin angespannte Lage im Land zusätzlich an. An den Universitäten in Alexandria und in Minja kam es zu Ausschreitungen. Hunderte Demonstranten protestierten gegen die Verfahren. Die Polizei setzte Tränengas ein und feuerte Warnschüsse in die Luft ab.
Die Vereinten Nationen übten wie zuvor die USA und die Europäische Union scharfe Kritik an den Gerichtsurteilen vom Montag. Die massenhafte Verhängung der Todesstrafe sei ein Verstoss gegen die Menschenrechte, sagte ein UNO-Sprecher in Genf. Gegen die Todesurteile kann Berufung eingelegt werden.
Organisation verboten
Die Armee hatte den frei gewählten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi vergangenen Juli abgesetzt. Anschliessend griff sie hart gegen die Muslimbrüder durch, aus denen Mursi hervorgegangen ist.
So töteten die Sicherheitskräfte im August Hunderte Anhänger der Organisation, die per Sitzstreik die Wiedereinsetzung Mursis gefordert hatten. Die Muslimbrüder sind mittlerweile in Ägypten verboten. Tausende Mitglieder und Unterstützer wurden festgenommen, darunter auch Mursi.