Am Tag nach dem Fall der nordafghanischen Provinzhauptstadt Kundus haben Regierungstruppen eine Rückeroberung in Angriff genommen. Die radikalislamischen Taliban hatten am Montag mit einer überraschenden Offensive Kundus überrannt. Zuletzt war nur noch die Gegend um den Flughafen unter Kontrolle der Regierung.
«Wir haben das Polizei-Hauptquartier und das Provinz-Gefängnis zurückerobert», sagte Polizeisprecher Sayed Sarwar-Hussaini. Angaben zu Opfern machte er nicht.
Unterstützung durch die Nato
Ausserhalb der Provinzhauptstadt hat ein US-Kampfflugzeug im Auftrag einer von der Nato angeführten Koaltion Stützpunkte der Taliban attackiert. Der Anschlag sei notwendig gewesen, um eine Bedrohung für den Einsatz der afghanischen Truppen in der Umgebung von Kundus zu eliminieren, sagte ein Sprecher der Nato-Koaliton.
Die Nato hat ihre Kampfeinsätze in Afghanistan letztes Jahr offiziell beendet. Doch ist eine reduzierte Koalition immer noch vor Ort präsent. Die USA sind zudem mit Drohnen und mit einer Einheit zur Bekämpfung von Terrorismus präsent.
Taliban-Chef Mansur spricht von Frieden
Taliban-Chef Mullah Achtar Mohammad Mansur versicherte, die Aufständischen würden «Leben, Besitz und Ehre der respektierten Bürger der Stadt Kundus schützen.» In einer Mitteilung Mansurs zur «Befreiung» der Stadt hiess es, die Menschen dort könnten ihr Leben «in absoluter Sicherheit» weiterführen.
«Die Mudschaheddin denken nicht an Rache, sondern sind mit einer Botschaft des Friedens gekommen», teilte Mansur mit. Er rief Mitarbeiter der «Invasoren und ihres Handlanger-Regimes» dazu auf, überzulaufen, um ihr Leben und ihren Besitz zu schützen.
Kundus ist die erste Provinzhauptstadt, die seit dem Sturz des Taliban-Regimes Ende 2001 von den Aufständischen erobert wurde.