Es ist der erste demokratische Machtwechsel in Afghanistan: Am Montag wurde Präsident Aschraf Ghani vereidigt. In Kabul wird der frühere Weltbank-Ökonom Nachfolger des scheidenden Staatschefs Hamid Karsai. Allerdings ist der Regierungswechsel nicht ohne Probleme von sich gegangen.
Monatelang hatten Ghani und sein Rivale Abdullah Abdullah im erbitterten Streit gelegen. Knackpunkt war der Ausgang der Präsidentenwahl und die künftige Machtverteilung der beiden Lager gewesen. Nach der Wahl hatte es schwere Betrugsvorwürfe von beiden Seiten gegeben.
Anschlag wirft Schatten auf Vereidigung
Die Einigung war vergangene Woche zustande gekommen, nachdem die acht Millionen abgegebenen Stimmen komplett neu ausgezählt wurden. Es gibt nun in Afghanistan eine Regierung der nationalen Einheit, in der Ghani Präsident und Abdullah eine Art Ministerpräsident wird.
Einen Schatten auf die künftige Regierung warf allerdings ein Anschlag im Osten des Landes. In einer belebten Gegend des Bezirks Sormat in der Provinz Paktia sprengte sich kurz vor der Vereidigung ein Selbstmordkommando in die Luft.
Auch in Kabul gab es einen Anschlag, der einen Kontrollposten in der Nähe des Flughafens traf. Es soll mehrere Opfer gegeben haben.
Ehemalige Opponenten stehen Seite an Seite
Wenig später legte Ghani auf dem Gelände des Präsidentenpalasts im Zentrum von Kabul den Amtseid zum Präsidenten des von Krieg zerrütteten Landes ab.
Hatte es zuvor noch Streit zwischen Ghani und Abdullah gegeben, wer denn nun was sagen dürfe, standen der neue Präsident und der neue Ministerpräsident bei der Vereidigung zumindest nebeneinander.
Die Hoffnung der Bevölkerung ruht auf einer Einheitsregierung, in der die ehemaligen Opponenten ihre Streitigkeiten beiseite legen können. Afghanistan hat jahrzehntelang unter Krieg und Armut gelitten. Falls die beiden Politiker zusammenarbeiten können, könnte das eine grosse Chance für die Überbrückung ethnischer und politischer Unterschiede im Land sein, glauben manche Experten.
Amtsbeginn mit Schulden-Erbe
Die neue Regierung beginnt jedoch mit einem schweren Erbe – einem Schuldenberg. Kabul hat bereits die USA und andere Geldgeber um 537 Millionen US-Dollar gebeten, um die Rechnungen des Staates bis Ende des Jahres zahlen zu können.
In einem Punkt jedenfalls scheinen die beiden ehemaligen Rivalen sich bereits jetzt schon einig zu sein: Sie wollen die abgekühlte Beziehung zu den USA wieder kitten.