Der Gerichtstermin von Weber verläuft nicht reibungslos: Ein paar Mal kommt es zum Schlagabtausch zwischen dem Schweizer und den Anklägern. «Ich werde vom Gericht nicht richtig angehört», beklagt sich Weber. Seine Stimmung ist gereizt: 15 Stunden habe er nichts zu essen bekommen. «Ich habe diesen Missbrauch von Macht endgültig satt», so Weber
Nach der Verhandlung zeigt sich der Schweizer erleichtert. «Ich bin froh, dass ich freigelassen werden», sagt er zur Sendung 10vor10. Doch gleichzeitig warnt Weber: «Es ist noch nicht durchgestanden, es gibt noch keinen Gerichtsbeschluss.»
Frühestens am Freitag frei
Sobald die Kaution von 56'000 Franken für Weber bezahlt ist, soll er in ein Hotel in St. Petersburg gebracht werden. Greenpeace will für die Kaution aufkommen. Sein Verteidiger rechnet frühestens am Freitag mit Webers Freilassung.
Das Problem: Gemäss russischer Gesetzgebung besteht die Möglichkeit, dass die Aktivisten nach ihrer Freilassung in Hausarrest genommen werden oder einer Residenzpflicht in St. Petersburg unterliegen. Dass sie Russland in der Zeit vor ihrem Prozess verlassen können, ist
unwahrscheinlich. Die Anklage wegen Rowdytums wird im Moment noch nicht fallen gelassen. Rowdytum kann in Russland mit bis zu sieben Jahren Haft bestraft werden.
Greenpeace vorsichtig optimistisch
Greenpeace Schweiz zeigte sich erleichtert über den Gerichtsbeschluss. Das sei ein Lichtblick und eine willkommene Verschnaufpause, teilte die Organisation in einem Communiqué mit.
Dennoch relativierte Greenpeace den Beschluss: «Solange die absurden Anklagepunkte nicht zurückgezogen werden, besteht kein Grund für übertriebenen Optimismus», sagt der Geschäftsleiter von Greenpeace Schweiz, Markus Allemann.
Protestaktion vor 63 Tagen
Marco Weber war einer von 28 Greenpeace-Aktivisten, die auf dem Eisbrecher «Arctic Sunrise» am 19. September 2013 versucht hatten, eine Bohrplattform des Energiekonzerns Gazprom zu besteigen. Zusammen mit dem Schweizer sind mittlerweile 20 der insgesamt 30 Festgenommenen auf Kaution freigekommen.
Mit der Protestaktion wollten sie auf die Gefahren der Ölförderung für die Umwelt in der Arktis aufmerksam machen. Ihr Schiff wurde aber von der russischen Küstenwache gestoppt.