Mit einem weissen Turban, den buschigen Bart gekämmt, begrüsst Ayman al-Zawahiri seine Zuschauer in der Videobotschaft. «Unsere Brüder in Burma, Kaschmir, Islamabad, Bangladesch wir haben euch nicht vergessen und wir werden euch von Ungerechtigkeit und Unterdrückung befreien.»
Al-Kaida hat sich längst in Afghanistan und Pakistan eingenistet. Nun lanciert al-Zawahiri mit der Videobotschaft einen Ableger in Indien. Bei einigen der 170 Millionen indischen Muslimen könnte die Botschaft auf offene Ohren stossen. Denn seit der Hindu-Nationalist Narendra Modi im Frühling die Wahlen gewonnen hat, stieg die Zahl der interreligiösen Konflikte stark an. In vielen Fällen werden sie von Hindu-Nationalisten zu politischen Zwecken geschürt. Das führt unter indischen Muslimen zu Frust und Angst und könnte fruchtbarer Boden für Al-Kaida sein.
Gewalt ist nichts Neues
Gewalt gehört jedoch seit der Teilung des Subkontinents zu Indiens Geschichte. Spätestens mit den Angriffen pakistanischer Kämpfer auf ein Luxus-Hotel in Mumbai 2008 gelangte dieser Terror in die Weltöffentlichkeit.
Die indischen Geheimdienste reagierten deshalb sofort auf Zawahiris Ansprache und setzten einige Gliedstaaten auf höchste Alarmstufe.
Al-Kaida hat weniger Zulauf
Laut Experten richtet sich die Rede des al-Kaida Chefs jedoch weniger an Indien als an die Konkurrenz-Organisation, der Terrorgruppe Islamischer Staat, IS. Denn während dem IS die Rekruten in Syrien und im Irak in Scharen zuströmen, scheint al-Kaida ein Nachwuchsproblem zu haben. Eines, das es in Indien zu lösen versucht.