Drei Tage nach den Parlamentswahlen ist der Regierungswechsel in Albanien sicher: Regierungschef Sali Berisha hat seine Niederlage eingestanden und trat zurück. Er gab auch den Vorsitz der Demokratischen Partei ab. Seine konservative Koalition erhielt im neuen Parlament nur 56 Sitze, das Linksbündnis um den Sozialistenchef Edi Rama hingegen 84 – ein überraschend deutliches Resultat.
Er übernehme die volle Verantwortung für das schlechte Abschneiden des rechtskonservativen Parteienbündnisses bei den Parlamentswahlen, erklärte er in Tirana. Mit seinem Eingeständnis macht Berisha den Weg frei für eine reibungslose Machtübernahme durch die Sozialisten.
Ganz von der Politbühne abtreten wird er jedoch nicht. Berisha will als Parlamentarier weitermachen. «Beobachter gehen davon aus, dass der 68-Jährige weiterhin im Hintergrund die politischen Fäden ziehen wird», sagt SRF-Korrespondent für Südosteuropa, Walter Müller.
Vom Leibarzt zum Autokraten
Berisha war die prägendste politische Figur in Albanien seit dem Fall des stalinistischen Regimes Anfang der 90er Jahre. Ursprünglich Leibarzt des Diktators Enver Hodsha, blickt er nun auf eine rund 20 Jahre lange politische Karriere zurück. Ob Korruption, Wahlfälschung und Vetternwirtschaft – «ihm war jedes Mittel recht, um an die Macht zu kommen und an der Macht zu bleiben», erklärt Müller.
Berisha war von 1992 bis 1997 Präsident Albaniens. 2005 wurde er Ministerpräsident; 2009 war er wiedergewählt worden. Er sei ein Autokrat, der nur Freunde oder Feinde kenne. «Dazwischen gibt es nichts anderes», weiss der Korrespondent über den Politiker. «Entweder hat er seine Gegner eingebunden oder sie fertig gemacht, vor Gericht gestellt und ins Gefängnis gesteckt.»
Ungemütlicher Koalitionspartner
Neuer Ministerpräsident Albanies wird der 48-jährige Sozialistenchef Edi Rama. Er ist Ex-Stadtpräsident von Tirana. Der ehemalige Künstler machte sich einen Namen als Verschönerer der Hauptstadt, deren Hausfassaden er vor Jahren farbig bemalen liess. Die Farben sind mittlerweile zwar verblasst, er ist aber am Ziel seiner Träume.
Er werde ihr Ministerpräsident und Diener sein, versicherte Edi Rama seiner Wählerschaft an der Siegesfeier. Allerdings ist er in einer ungemütlichen Koalition mit dem politischen Wendehals Ilir Meta, der bis vor zwei Monaten der Berisha-Regierung angehörte. Meta machte bei diesen Wahlen viele Stimmen und brachte dem Linksbündnis damit erst den Sieg. Er wird nun seinen Preis einfordern, was eine spannende Regierungsbildung verspricht.