International - Alles offen bei der Präsidentenwahl in Österreich
In unserem Nachbarland steht die dreizehnte Wahl eines Staatsoberhaupts seit 1951 an. Die Liste der Kandidaten ist lang und deckt nahezu alle Facetten der österreichischen Gesellschaft ab.
So lang war der Wahlzettel in Österreich seit mehr als 60 Jahren nicht mehr. Zwischen insgesamt sechs Kandidaten für das Bundespräsidium können sich die Bürger am 24. April per Direktwahl entscheiden. Erstmals in der Geschichte der Zweiten Republik könnten dabei die Vertreter der etablierten Regierungsparteien schon vor der Stichwahl aus dem Rennen ausscheiden.
Denn die besten Chancen in die Hofburg einzuziehen, werden dem ehemaligen Grünen-Chef Alexander Van der Bellen eingeräumt. Seit Monaten sehen alle Umfragen den 72-jährigen Wirtschaftsprofessor an der Spitze. Van der Bellen punktet mir seinem ruhigen, sachlichen Auftreten weit über die grüne Kernwählerschaft hinaus.
Unabhängige Kandidatin mit Chancen?
Bei der Bundespräsidentenwahl könnte der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer Van der Bellen gefährlich werden. Der 45-Jährige gilt als das «freundliche Gesicht» der FPÖ. Er zeigt sich wertefest, aber konziliant. Der Burschenschafter ist seit einem Sportunfall körperlich beeinträchtigt und könnte viele Stimmen frustrierter Österreicher einsammeln.
Auch die einzige weibliche Kandidatin profitiert von der Sehnsucht der Wähler nach etwas Neuem. Die unabhängige Irmgard Griss hat sich nie von dem als verfilzt angesehenen Parteienapparat vereinnahmen lassen. Die 69-jährige Juristin und ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofes gilt aufgrund ihrer beruflichen Laufbahn trotzdem als aussichtsreiche Kandidatin.
Der sozialdemokratische Rudolf Hundstorfer (SPÖ) hat einen schweren Stand, weil er als Teil der bei vielen unbeliebten Regierung angesehen wird. Bis zu seiner Nominierung war der 64-Jährige Sozialminister und hatte mit Rekordarbeitslosigkeit zu kämpfen. Allerdings hat er als Gewerkschafter viele Arbeiter hinter sich.
«Mörtel» Lugner betreibt Werbung in eigener Sache
Der tief konservative Andreas Khol (ÖVP) ist seit Jahrzehnten in politischen Spitzenfunktionen aktiv und für seine fast bedingungslose Loyalität seiner Partei gegenüber bekannt. In der Bevölkerung gilt der 74-Jährige aber als abgehoben und elitär. Dem auf Rügen geborenen sechsfachen Vater hilft da nicht einmal die Facebook-Unterstützung seiner Schwiegertochter, der deutschen TV-Moderatorin Nazan Eckes.
Sollte am 24. April wie erwartet kein Kandidat mehr als die Hälfte der Stimmen erlangen, kommt es am 22. Mai zu einer Stichwahl. Keine Chancen für das höchste Amt im Land geben Meinungsforscher Bauunternehmer Richard Lugner (83). Mehr als Werbung für sein Einkaufszentrum wird der Societylöwe nicht aus seiner Kandidatur herausschlagen können.
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