Für den Angriff auf eine sunnitische Moschee mit mindestens 73 Todesopfern am Freitag sind offenbar schiitische Milizen verantwortlich. Das erzählen Augenzeugen im Dorf Bani Wais, nordöstlich von Bagdad. Zuerst habe sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt, danach hätten vermummte Milizionäre die Moschee gestürmt und sunnitische Gläubige ermordet.
Aus Protest gegen diesen Anschlag ziehen sich nun zwei der einflussreichsten sunnitischen Politiker aus den Gesprächen um eine neue Regierung zurück: der Parlamentssprecher Salim al-Dschaburi und der stellvertretende Premierminister Saleh al-Mutlak. Sie verlangen, dass die Täter innerhalb von 48 Stunden ausgeliefert werden und die Angehörigen der Opfer Entschädigungszahlen erhalten.
Für den neu nominierten irakischen Ministerpräsidenten Haider al-Abadi ist das ein grosser Rückschlag in einem heiklen Moment. Der designierte Nachfolger von Premierminister Maliki versucht, eine irakische Regierung zu bilden, in der alle wichtigen Konfessionen und Ethnien vertreten sind. Entscheidend dabei ist, dass die Sunniten mitmachen. Nur so kann eine irakische Regierung gegen die radikale sunnitische Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) vorgehen, die den Irak derzeit existentiell bedroht.
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Auch die USA setzen auf den designierten schiitischen Premier Abadi. Er wurde auf Druck der USA und mit dem Einverständnis Irans als Nachfolger von Premierminister Maliki nominiert, Maliki hatte die Sunniten über Jahre ausgegrenzt. Nun hat Abadi Zeit bis am 10. September, um eine Regierung zu bilden.
IS terrorisiert den Nordirak
In der Provinz Diyala, wo der Anschlag auf die Moschee verübt wurde, hat sich die Terrorgruppe IS auch schon eingenistet. Dort versucht sie offenbar, die sunnitischen Stämme zu überzeugen oder zu zwingen, sich ihr anzuschliessen. Aber bisher vergebens.
In den Gebieten im Nordirak, die vom IS kontrolliert werden, herrscht Terror. Eine libanesische Zeitung hat berichtet, die Extremisten hätten am Freitag in der Stadt Mossul einen Mann zu Tode gesteinigt. Das ist das erste Mal, dass eine solche Nachricht aus dem Irak kommt.