Srebrenica und der Massenmord an den Muslimen, das belagerte Sarajevo mit den serbischen Heckenschützen oder die inhumanen Zustände im Lager von Omarska, wo die Gefangenen massiv gefoltert wurden: Der Ankläger des Jugoslawien-Tribunals, Alan Tieger, hat in seinem Schlussplädoyer gegen den bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic keinen der schrecklichen Schauplätze ausgelassen.
Folter und Exekutionen
Der Ankläger schilderte das Schicksal von Suljeman, der im Juli 1992 mit seiner Familie von Karadzic’s Truppen aus seiner Heimatstadt Pale vertreiben wurde und nach Sarajevo flüchtete. Dort wurde seine Frau von einem Scharfschützen erschossen, als sie Milchpulver holen wollte.
Weiter erzählte Tieger von einem geheimen Zeugen, der wie durch ein Wunder das Foltern und die anschliessende Massen-Exekution in Srebrenica überlebt hat.
Ankläger: Schuld liegt bei Karadzic
Die Verantwortung für dieses und all die anderen massiven Verbrechen liegt laut Anklage bei Karadzic. Doch wenn dieser von Organisationen wie dem Internationalen Roten Kreuz mit den Vorwürfen konfrontiert worden sei, habe er alles abgestritten und vielmehr die Serben als Opfer dargestellt, wie der Ankläger ausführte. Das Abstreiten und Leugnen sei auch im Gerichtssaal weitergegangen.
In den letzten viereinhalb Jahren – so lange dauert der Prozess gegen Karadzic bereits – hätten hunderte von Zeuginnen und Zeugen und fast 50'000 Seiten an Prozessakten zweifelsfrei bewiesen, dass der heute 69-Jährige Angeklagte schuld sei am Völkermord in Srebrenica und an all den anderen aufgelisteten Verbrechen. Der ehemalige bosnische Serbenführer sei die treibende Kraft hinter der Absicht gewesen, einen rein serbischen Staat in Teilen Bosniens zu schaffen.
Am Mittwoch beginnt Karadzic mit seinem Schlussplädoyer. Das Urteil werden die Richter voraussichtlich erst in einem Jahr verkünden.