Der prominente prokurdische Menschenrechtsanwalt Tahir Elci ist in der südosttürkischen Kurdenstadt Diyarbakir erschossen worden, als er vor Journalisten Auskunft gab. Der Anwalt und ein Polizist seien während einer Schiesserei tödlich getroffen worden, erklärte der türkische Innenminister Efkan Ala. Ein zweiter Polizist erlag später seinen Verletzungen. Auch ein Journalist soll verletzt sein.
Wer die Schüsse abgefeuert hat, ist unklar. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte, es gebe nach ersten Erkenntnissen zwei Möglichkeiten. Entweder sei der Angriff auf Elci ein geplantes Attentat gewesen oder er sei zwischen Gefechte von «Terroristen» und Polizisten geraten.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zeigte sich traurig über den Tod von Elci. Erdogan sagte, der Kampf gegen den «Terrorismus» im Land müsse bis zum Ende geführt werden.
Auf Fernsehbilder war zu sehen, wie Elci kurz vor seinem Tod für Frieden in der Region warb: «Wir sagen, der Krieg, die Kämpfe, die Waffen, die Einsätze sollen fernbleiben von hier», sagte er. Auf weiteren Fernsehbildern sind Schüsse zu hören und ist zu sehen, wie sich Elci und Journalisten wegducken.
Elci verurteilte Regierung wie auch PKK
Elci, der auch Präsident der örtlichen Anwaltskammer hatte den Unmut der Behörden auf sich gezogen, weil er im Fernsehen erklärt hatte, die Kurdische Arbeiterpartei PKK sei keine terroristische Gruppierung. Im Oktober wurde er deswegen vorübergehend festgenommen. Ihm drohte ein Prozess wegen des Vorwurfs der Propaganda für eine terroristische Organisation.
Elci hatte aber auch die Gewaltakte der PKK verurteilt. Die Türkei, die USA und die EU haben die PKK als Terrororganisation eingestuft. Seit Beginn des Aufstandes 1984 sind mehr als 40'000 Menschen getötet worden.
Demonstrationen und Trauer
Tausende Menschen haben am Sonntag an der Trauerfeier teilgenommen. In Istanbul ging die Polizei am Samstagabend mit Tränengas und Wasserwerfern gegen Hunderte Demonstranten vor, die sich zum Gedenken an Elci versammelt hatten.