Es könnte der Anfang einer Rivalität sein, die die Zukunft der Mobilität mitbestimmen wird: Die Ein-Milliarden-Investition von Apple in einen chinesischen Uber-Konkurrenten ist gleich aus mehreren Gründen aufsehenerregend. Es ist das erste Mal, dass Apple soviel Geld aus seinem über 200 Milliarden Dollar grossen Geldberg einsetzt, ohne dafür die ganze Firma zu kriegen.
Und mit der Milliarde Dollar für den Fahrdienst-Vermittler Didi Chuxing verankert sich Apple nicht nur tiefer im strategisch wichtigen chinesischen Markt, sondern sagt auch Uber den Kampf an. Denn Didi ist ein erbitterter Rivale des umstrittenen Start-ups aus San Francisco. In China versenkt Uber derzeit Milliarden von Investorengeldern, um möglichst viele Kunden zu gewinnen. Es ist der Markt, an dem Uber auf dem Weg zur weltweiten Dominanz nicht vorbeikommt.
Seitenblick auf Google
Doch es geht nicht nur um das Geschäft in China: Apples grosser Konkurrent Google, dessen dominierendes Smartphone-System Android mit dem iPhone konkurriert, ist zugleich Uber-Grossaktionär und ein führender Entwickler von Technologie für selbstfahrende Autos. Rührt man das alles zusammen, entsteht ein Cocktail, der zu Gedankenspielen anregt.
«Bei diesem Deal geht es nicht um den heutigen Didi-Service. Er bildet eine zukünftige Allianz um Technik wie selbstfahrende Autos, in der Apple und Google sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern», schrieb der im Silicon Valley gut vernetzte Branchendienst «The Information».
Angst vor weniger Absatz
Apple gab die Investition am Ende eines Tages bekannt, an dem die Google-Mutter Alphabet das über Jahre teuerste Unternehmen der Welt beim Börsenwert ein paar Mal überholte und am Ende des Handelstages nur knapp darunter lag.
Die Anleger haben sich bei Apple an die Milliarden-Gewinne gewöhnt, die mit der Regelmässigkeit eines Uhrwerks erwirtschaftet werden. Nun befürchten sie, dass im abgebremsten Smartphone-Markt auch die iPhone-Verkäufe sinken. Das iPad läuft ohnehin seit etlichen Quartalen schwach.
Für Cook kann die Milliarde für Didi gleich an mehreren Fronten zum Befreiungsschlag werden. Er signalisiert damit, dass Apple seine traditionelle Zurückhaltung bei Deals auflockert. Bisher kaufte der Konzern für Millionen-Beträge vor allem kleinere Firmen, die zu seinem Geschäft passen.
So kamen etwa die Sprachassistenden Siri oder grosse Teile der heutigen Karten-App zu Apple. Aber der drei Milliarden Dollar schwere Kauf des Kopfhörer-Spezialisten Beats samt angeschlossenem Streaming-Dienst war schon ein Ausreisser und die mit Abstand teuerste Apple-Übernahme.
China-Engagement zementiert
Zudem sichert Cook damit das China-Geschäft ab. «Die Investition in Didi unterstreicht die strategische Bedeutung Chinas und des Dienste-Geschäfts für die zukünftige Strategie von Apple», erklärte Jack Kent von der Analysefirma IHS. Vor allem dank der iPhone-Verkäufe kommt inzwischen ein Viertel der gesamten Apple-Umsätze aus dem Riesen-Markt.
Apple galt lange als Musterbeispiel dafür, wie man auch im kommunistischen China gute Geschäfte machen kann, doch jüngst gab es einen Rückschlag. Die Regierung, die gerade westliche Einflüsse weiter zu reduzieren sucht, stoppte das Film- und E-Book-Angebot des US-Konzerns. Cook wird demnächst zu Gesprächen in Peking erwartet.