Argentinien hat einem Teil seiner Gläubiger termingerecht rund eine Milliarde Dollar überwiesen. Es steht aber trotzdem am Rand der technischen Insolvenz. Denn die Zahlung dürfte in den USA sehr wahrscheinlich blockiert werden – zu Gunsten einer Gruppe von Hedgefonds. Diese haben nach dem Urteil eines New Yorker Gerichts Anspruch auf 1,3 Milliarden Dollar, die Argentinien bislang nicht bezahlen wollte.
Gnadenfrist zum Verhandeln
Die Überweisung aus Buenos Aires wäre jedoch für jene Gläubiger bestimmt, die 2005 und 2010 auf drei Viertel ihrer Ausstände verzichtet und dafür neue argentinische Staatsobligationen erhalten haben.
Stattdessen dürfte der Löwenanteil der Milliarde nächsten Montag in den USA beschlagnahmt werden und jenen Hedgefonds zufliessen, die vor US-Gerichten ihre 100-prozentige Entschädigung durch Argentinien durchgesetzt haben.
Ist dies der Fall, hat die Regierung in Buenos Aires noch eine Gnadenfrist von 30 Tagen, um sich mit den Hedgefonds über alle Ausstände zu einigen. Bleibt die Einigung aus, gilt Argentinien als technisch zahlungsunfähig.
Sanierung gerät ins Wanken
So oder so kommt die Schuldenrestrukturierung immer stärker ins Wanken: Ein Weltbank-Schiedsgericht dürfte 50'000 italienische Halter von argentinischen Obligationen schützen, die bis jetzt ebenfalls nichts erhalten haben, weil sie einen Schuldenschnitt nicht akzeptieren wollten.
Zuletzt können auch all jene Gläubiger auf Besserstellung klagen, die nach der Staatspleite 2001 auf über 70 Prozent ihrer Forderungen verzichtet hatten.