Es war der Stossseufzer eines Nachbarn: Pepe Mujica, ehemaliger Präsident Uruguays klagte: «Die Argentinier sind die Opfer ihres eigenen Reichtums. Unmöglich, dass sich die Mächtigen dort je anständig benehmen».
Mujica, ein alter Linker, reagierte damit sarkastisch auf die Launen von Argentiniens Staatspräsidentin Cristina Kirchner. Sie und ihre Peronisten wirken für die sozial Schwachen im Land. Wenn ein peronistisches Mandat zu Ende geht, dann ist Argentinien meist Pleite. Oder nahe dran. Nach einem Jahrzehnt hoher Einnahmen dank Soja-Exporten ist nichts mehr vom vielen Geld da – es ist verpufft.
Geld drucken als Lösung
«Das Problem ist, dass die Peronisten die Staatsfinanzen ruinieren und das Loch im Budget mit der Notenpresse decken», sagt der Ökonom und anerkannte Intellektuelle Roberto Lavagna. «Und wenn die Peronisten wieder mal abgewirtschaftet haben, schwingt das Pendel gewöhnlich extrem stark aus, hin zur reaktionären Rechten oder zu Diktaturen – oder zu einem Mix aus Beidem.»
Dies ist aber meist nicht von langer Dauer. «Sobald der reaktionäre Gegenentwurf zum Peronismus regiert, geht es den Leuten noch viel schlechter», sagt Lavagna. «Bei der nächsten Gelegenheit rufen sie die Peronisten wieder zurück.» Diese Pendelausschläge begleiteten Argentinien seit Jahrzenten. «Und sie sind noch viel schädlicher als die Exzesse des Geldverteilens der Peronisten.»
Gute Ernten machen schlechte Politik wett
Die Verantwortlichen selber scheinen sich an diesen Ausschlägen in die eine oder andere Richtung allerdings nicht gross zu stören. «Das Land in eine volkswirtschaftliche Krise zu stürzen, ist für unsere Politiker gar nicht so schlimm», meint Joaquin Morales Sola, der Doyen der politischen Journalisten in Buenos Aires. «Unsere Landwirtschaft ist so leistungsfähig, dass Argentinien mit zwei, drei guten Ernten immer schnell selbst aus dem grössten Schlamassel der Politik herausfindet».
Ist das Land für eine nachhaltige Wirtschaftspolitik also schlicht zu gut dran? Sicher ist: Reichtum wie in Argentinien gibt es nirgendwo in Lateinamerika. Doch versteht es dieses privilegierte Land bis heute nicht, etwas Konstruktives daraus zu machen.