Israelis und Palästinenser haben nach Angaben der Vereinten Nationen und der USA eine bedingungslose humanitäre Waffenruhe während 72 Stunden vereinbart. Die Feuerpause ist seit heute Morgen 7.00 Uhr MESZ in Kraft.
Verteilung von Hilfsgütern
Israel und die den Gazastreifen kontrollierende Hamas hätten in die Waffenruhe eingewilligt, sagte US-Aussenminister John Kerry während eines Besuchs in Neu Delhi.
Ein Atemholen und nicht die Zeit zum Gratulieren.
Während der Feuerpause «werden die Zivilisten in Gaza dringend benötigte humanitäre Hilfe erhalten» und die «Gelegenheit, lebenswichtige Arbeiten auszuführen», sagte Kerry weiter. Er nannte die Bestattung von Toten, Versorgung von Verletzten und die Aufstockung von Lebensmittelvorräten. Zudem könnten während der humanitären Waffenruhe wichtige Reparaturarbeiten an Energie- und Wasserversorgung für die Bevölkerung erledigt werden.
Kerry hat auch zu engagierten Verhandlungen zur Beendigung der Krise aufgerufen. «Dies ist nicht die Zeit zum Gratulieren», sagte er in Neu Delhi. «Dies ist ein Atemholen, der Augenblick zu einer Chance, es bedeutet nicht das Ende der Konfrontation.»
Kontrahenten weiter in Stellungen
Kerry betonte, beide Seiten blieben während der Waffenruhe in ihren Stellungen. Israel werde «defensive Operationen» gegen Tunnelanlagen der im Gazastreifen herrschenden radikal-islamischen Hamas fortsetzen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte zuvor erklärt, eine Waffenruhe sei nur akzeptabel, wenn Israel weiter Tunnelanlagen im Gazastreifen zerstören könne.
Verhandlungen in Kairo
Die UNO bestätigte die Waffenruhe. Beide Seiten hätten UNO-Sondervermittler Robert Serry zugesichert, sich an die Waffenruhe halten zu wollen. Der Zeitraum von drei Tagen könne verlängert werden, hiess es.
«Wir fordern alle Seiten auf, bis zum Beginn der humanitären Waffenruhe mit äusserster Zurückhaltung zu agieren und danach ihre Verpflichtungen vollständig einzuhalten», heisst es in der New York verlesenen Erklärung. Die Waffenruhe soll Zivilisten «eine dringend notwendige Entlastung von der Gewalt» bringen.
Ausserdem sollen die Konfliktparteien zu Gesprächen bereit sein: Vertreter von Israel und der Palästinenser wollen nach Kairo aufbrechen, um dort über eine dauerhafte Waffenruhe zu verhandeln. «Beide Seiten werden alle Fragen auf den Tisch bringen können», heisst es dazu von der UNO.
«Grauenhafte Wunden bei Kindern»
Die UNO-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos und der Leiter des UNO-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Pierre Krähenbühl, hatten dem Weltsicherheitsrat zuvor über die katastrophale Lage der Zivilbevölkerung in dem Küstengebiet berichtet.
Krähenbühl, der per Telefon aus Gaza zugeschaltet war, beschrieb das Leid aus eigener Anschauung: «Ich sah grauenhafte Wunden in der Kinderabteilung eines Krankenhauses. Das sind die inakzeptablen Folgen eines Konflikts, der sofort gestoppt werden muss.» Die Menschen in Gaza fühlen sich nach den Worten von Krähenbühl verlassen. «220'000 Menschen sind unter unserem Schutz, und es werden jeden Tag mehr. Es sind jetzt schon viermal so viel wie während der Kämpfe 2008 und 2009.»
Er bestätigte, dass in drei leerstehenden UNRWA-Einrichtungen Raketen gefunden worden seien. «Wir verurteilen das und haben sofort alle Seiten informiert. Wir dulden keinerlei Waffen in unseren Einrichtungen.»
Neue Opferzahlen nach Angriffen
Kurz vor dem geplanten Beginn der Feuerpause haben Israelis und Palästinenser neue Opferzahlen veröffentlicht. Wie die israelische Armee mitteilte, starben am Donnerstagabend fünf Soldaten an der Grenze zum Gazastreifen durch eine von radikalen Palästinensern aus dem Küstengebiet abgefeuerte Granate. Seit Beginn der Offensive vor mehr als drei Wochen kamen demnach 61 Soldaten ums Leben.
Nahezu zeitgleich teilte der Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums, Aschraf al-Kidra, mit, 14 weitere Palästinenser seien bei israelischen Angriffen in den Orten Chan Junis und Bani Suhaila getötet worden. Seit Beginn der israelischen Offensive am 8. Juli seien damit 1458 Palästinenser gestorben. Das seien acht mehr als bei der 22-tägigen Gaza-Offensive von 2009.