In einem australischen Haftzentrum für Flüchtlinge ist ein Aufstand ausgebrochen, nachdem ein Asylbewerber dort ums Leben gekommen war. Die Einwanderungsbehörde bestätigte, dass es einen Aufruhr im Haftzentrum von Christmas Island gebe, einer Insel im Indischen Ozean, die zu Australien gehört.
Es werde daran gearbeitet, die Situation zu lösen. Der Behörde war von Verletzten zunächst nichts bekannt. Menschen in dem Haftzentrum sollen Medienberichten zufolge Feuer gelegt, das Zentrum zertrümmert und die Kontrolle übernommen haben. Die Wachen sollen geflohen sein.
Toter Flüchtling bringt Fass zum Überlaufen
Die Behörden wollten keine näheren Einzelheiten bekanntgeben, aber laut Radio Neuseeland (RNZ) bewaffneten sich die Aufständischen mit Schlagstöcken und Stangen.
Einer der Menschen in dem Zentrum sagte, Auslöser der Unruhen sei der Fund der Leiche eines kurdischen Flüchtlings aus dem Iran gewesen, nachdem dieser aus dem Haftzentrum gefohen war. Laut Medienberichten soll der Mann fünf Jahre lang in dem Zentrum gelebt haben und auf der Flucht vor den Wachmännern über die Klippen gestürzt sein.
Häftlinge beschweren sich schon lange über die schlechte Behandlung in dem Haftzentrum, in dem mehr als 200 Menschen untergebracht sind.
Die australische Regierung verfolgt eine harte Linie in der Flüchtlingspolitik, derzufolge Flüchtlinge, wenn sie per Boot nach Australien kommen wollen, zurückgeschickt oder sofort in Lager auf Inseln wie Nauru oder eben der Weihnachtsiinsel gebracht werden. Ihnen wird die Einreise nach Australien verweigert, selbst wenn sie als Flüchtlinge anerkannt werden.
«Die Menschen werden gedemütigt»
Die Zustände in diesen Lagern seien schlicht «katastrophal», sagt SRF-Australienkorrespondent Urs Wälterlin. Zwar sei es etwa für medizinisches Personal unter Strafandrohung verboten, über Details in den Zentren zu sprechen. Trotzdem habe ihm ein Arzt einmal die dortige Situation geschildert: «Regelmässig geschehen in einigen Lagern Missbräuche von Frauen durch Wärter. Die Menschen werden gedmütigt, Frauen müssen bei Männern um Hygiene-Artikel bitten, ebenso um Toilettenpapier», so Wälterlin. Es gehe darum, die Menschen zu zermürben, um Nachahmer abzuschrecken.
Diese Zustände würden trotz sehr hoher Kosten von bis zu drei Milliarden Franken pro Jahr von der australischen Bevölkerung hingenommen, so Wälterlin weiter. Kritik komme einzig aus dem Ausland, etwa von der UNO oder von Amnesty International.