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Ist der Krieg aus der Luft zu gewinnen?
Aus 10 vor 10 vom 23.09.2014.
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International «Aus der Luft allein wird sich der IS nicht besiegen lassen»

Jahrelang hat sich Barack Obama gegen einen Militäreinsatz in Syrien gesträubt. Doch in der Nacht auf Dienstag war die Zurückhaltung des US-Präsidenten am Ende. Nun fliegt die amerikanische Luftwaffe Angriffe auf IS-Ziele im Bürgerkriegsland. Doch reicht das, um die Terrormiliz auszuschalten?

Die Luftangriffe gegen IS-Ziele im Norden Syriens werden fortgesetzt. Nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtergruppe für Menschenrechte wurden am Mittwoch Ziele nahe der Stadt Kobani an der türkischen Grenze angegriffen. Die Kampfflugzeuge hätten die Ziele aus Richtung Türkei angesteuert, es habe sich nicht um syrische Maschinen gehandelt.

Militärexperten bezweifeln indes, dass Luftschläge den sogenannten Islamischen Staat besiegen können: «Der Krieg ist aus der Luft alleine nicht zu gewinnen. Denn die Truppenformationen der IS sind sehr locker, die Kämpfer können sich immer wieder verteilen. Sie können sich quasi unsichtbar machen. Deswegen braucht es Truppen am Boden», sagt Kurt Spillmann, emeritierter Professor für Sicherheitspolitik und Konfliktforschung der ETH Zürich.

Der Krieg ist aus der Luft alleine nicht zu gewinnen. Der IS kann sich quasi unsichtbar machen. Deswegen braucht es Truppen am Boden
Autor: Kurt Spillmann Emeritierter ETH-Sicherheitsexperte

Arabische Staaten in der Verantwortung

Also braucht es einen erneuten Einmarsch der USA im Nahen Osten, um den IS nachhaltig zu schwächen? «Nein», sagt Spillmann: «Die Bodentruppen sollten aus muslimisch geprägten Ländern stammen. Es darf nicht sein, dass wieder westliche Truppen in einem muslimischen Staat kämpfen.»

So überrascht nicht, dass US-Präsident Barack Obama in einer Ansprache den arabischen Anteil der Militäroperation hervorhob: «Die Stärke der Koalition macht der Welt klar, hier kämpft nicht Amerika alleine. In erster Linie sind es die Menschen und die Regierungen im Nahen Osten. Sie lehnen den IS ab und stehen auf für die Sicherheit der ganzen Region.»

USA könnten an die Front gedrängt werden

Auch ETH-Sicherheitsexperte Roland Popp schliesst sich Spillmanns Votum an. Für einen Einsatz von Truppen aus dem arabischen Umland plädiert er indes vorderhand nicht: «Idealerweise sollten dies die Leute vor Ort tun». Konkret: Die Kurden und die sogenannt gemässigte Opposition. Doch reicht deren Schlagkraft aus, um die «Drecksarbeit» für die US-geführte Koalition zu übernehmen? «Das wiederum ist nicht einfach zu beantworten.»

Der Islamische Staat wird keine Kapitulationsurkunde unterzeichnen
Autor: Roland Popp ETH-Sicherheitsexperte

Letzten Endes zeige die Erfahrung, dass das Idealziel, einen Fronteinsatz zu umgehen, nur schwer umzusetzen sei: «Gegenwärtig schickt Obama nur Ausbildner – doch ein guter Ausbildner muss auch an die Front.» Zu denken sei neben der CIA auch an Spezialkräfte des regulären Militärs. Eine lupenreine Aufgabenteilung zwischen US-Luftangriffen und inländischen Bodentruppen bleibt also schwer.

Politische Lösung gefordert

Bleibt die Frage, ob sich die schwer fassbare Terrormiliz mit ihrer Guerilla-Taktik überhaupt vollständig neutralisieren lässt. «Besiegen im klassischen Sinn lässt sie sich nicht. Der IS wird keine Kapitulationserklärung unterzeichnen.» Was kann also das konkrete Ziel sein: «Die Miliz muss so weit geschwächt werden, dass sie keine politische Kontrolle über ein Gebiet ausüben kann.»

Dafür brauche es nicht nur Waffen, sondern eine politische Lösung. In Syrien, wo seit Jahren ein Bürgerkrieg tobt. Und im Irak, wo Schiiten, Sunniten und Kurden eine tragfähige Regierung bilden müssen. Es zeichnet sich also nicht nur auf militärischem Gebiet eine Herkules-Aufgabe für die internationale Gemeinschaft ab.

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