Das Atomabkommen war der Beginn einer neuen politischen Ära im Iran. Nun hoffen alle auf bessere Zeiten nach Aufhebung der Sanktionen. Und vor allem darauf, dass dieser «persische Frühling» von Dauer ist.
Im Iran ist «Barjam», die persische Abkürzung für das Atomabkommen, das wohl meistgenutzte Wort des vergangenen Jahres. Seit dem Abkommen im Juli 2015 wird überall nur noch über «Barjam» geredet. Die Abkürzung steht für das Ende der schlechten Zeiten – und für die Hoffnung auf eine rosige Zukunft mit einer prosperierenden Wirtschaft. Auch Präsident Hassan Rohani sieht das so. «Wir sind auf dem Weg in eine neue, bessere Ära», verspricht der Kleriker.
Internationale Bankverbindungen wieder aufgenommen
«Schlechter kann es ja kaum werden», sagt ein Bankmanager in der Hauptstadt Teheran. Nach fast zehn Jahren politischer Isolierung und lähmender Wirtschaftssanktionen kann es in der Tat nur besser werden.
Mit der Aufhebung der von der internationalen Gemeinschaft verhängten Sanktionen kann das Land in erster Linie wieder mehr Öl und Gas exportieren. Die internationalen Bankverbindungen werden wieder aufgenommen. Mit ausländischen Investitionen können neue Arbeitsplätze geschaffen und die Infrastruktur modernisiert werden.
Hoffnungen für viele ein Déjà-vu
Auch politisch hat Rohani das erreicht, was er schon seit seinem Amtsantritt im August 2013 wollte: «Versöhnung mit der Welt.» Seit dem am 14. Juli besiegelten Abkommen waren fast alle westlichen Aussenminister in Teheran – für einen Neuanfang in den Beziehungen zum lange gemiedenen und international geächteten Gottesstaat.
Einst waren wir die Bedrohung, jetzt aber sind wir der neue potenzielle Partner
All dies gibt Grund zur Hoffnung, aber für viele Beobachter ist es auch ein Déjà-vu. Schon 1997 gab es grosse Hoffnungen, als mit Präsident Mohammed Chatami die Reformer an die Macht kamen. «Der persische Frühling damals war aber kurz», sagt ein Politologe in Teheran.
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Ist Rohani die Hardliner los?
2005 kamen mit Mahmud Ahmadinedschads Präsidentschaft die Hardliner wieder an die Macht. Sowohl Chatami als auch die Reformer waren weg von der politischen Bühne - und sind es noch immer. Es folgten Isolierung und das, was Ex-Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani als «acht schwarze Jahre in der iranischen Geschichte» bezeichnete.
Mit dem Atomabkommen hat Rohani nun allerdings gute Karten. Er und die Reformer könnten bei der Parlamentswahl am 26. Februar von den positiven Auswirkungen des Atom-Deals profitieren. Bei einem Wahlsieg und seiner dann sicheren Wiederwahl wäre Rohani die Hardliner bis mindestens 2021 los.
Der ideale Partner des Westens ist der Iran auch mit Rohani nicht. Ein westlicher Diplomat sieht das jedoch pragmatisch:
Ein schlechter Freund immer noch besser als ein guter Feind.
Aussenpolitisch sorgte das Abkommen schon für erste positive Signale. Nicht nur in der Syrien-Krise, auch im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zeigte sich der Iran kooperationsbereit.
US-Aussenminister Kerry betont Rolle der Diplomatie
Erst diese Woche gab es einen militärischen Zwischenfall im Persischen Golf. US-Marineboote drangen in iranische Hoheitsgewässer ein, zehn US-Soldaten wurden festgenommen.
Vor dem Abkommen hätte ein solcher Vorfall womöglich noch eine internationale Krise ausgelöst. Jetzt aber wurde das Problem binnen weniger als 24 Stunden von den einstigen Erzfeinden aus der Welt geschafft. «Dass dieses Thema friedlich und effizient gelöst wurde, unterstreicht die entscheidende Rolle, die die Diplomatie spielt, wenn es darum geht, unser Land sicher und stark zu machen», sagte dazu US-Aussenminister John Kerry.
Korrespondentenbericht dpa (Farshid Motahari)