Vermutlich lebten im eingestürzten Haus in Pjöngjang 92 Familien. Das berichtet die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Sollte dies zutreffen, könnten Hunderte Menschen ums Leben gekommen sein.
Das 23-stöckige Gebäude befand sich noch im Bau. In Nordkorea ist es nicht ungewöhnlich, dass Menschen in Häuser ziehen, obwohl die Arbeiten noch gar nicht abgeschlossen sind.
«Unvorstellbarer Unfall»
Der Unfall hatte sich den nordkoreanischen Angaben zufolge bereits am vergangenen Dienstag ereignet. Die zuständigen Beamten hätten sich für den «unvorstellbaren Unfall» bei den trauernden Angehörigen der Opfer und den Bürgern des Stadtteils Phyongchon entschuldigt.
Der Bau sei «nicht fachgerecht ausgeführt worden, und die Beamten überwachten ihn in einer unverantwortlichen Weise», hiess es weiter. Die Bergung von Überlebenden sei am Samstag beendet worden. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un sei die ganze Nacht wach geblieben, als er von dem Unfall erfahren habe, wurde ein Vertreter des kommunistischen Regimes zitiert.
Es gilt als ungewöhnlich, dass die Medien des weithin abgeschotteten Nordkorea über Hintergründe zu Unfällen im Land berichten und sich Vertreter des Regimes dafür entschuldigen. Als Grund dafür wurde in Südkorea nicht ausgeschlossen, dass das Regime eine grössere Verärgerung in der Bevölkerung vermeiden wolle.
Für Nordkoreakenner Peter Achten ist insbesondere bemerkenswert, dass Staatsmedien einen für die Tragödie mutmasslich Verantwortlichen an den Pranger stellen, nämlich den Minister für Wohnungsbau Choe Pu Il. Diese und weitere Aktionen im Zusammenhang mit dem Hauseinsturz seien indes als Propaganda fürs Regime zu verstehen: «Diktator Kim Jong Un soll stets im besten Licht erscheinen.»
Wie die südkoreanische Zeitung «The Korea Herald» berichtete, war das eingestürzte Gebäude Teil eines ehrgeizigen Modernisierungsplans für Pjöngjang. Die Initiative zum Bau von 100'000 Wohnungen sei bereits 2002 unter dem früheren Machthaber Kim Jong Il - dem Ende 2011 gestorbenen Vater Kim Jong Uns - auf den Weg gebracht worden.