International - Bergdahl kehrt in den Militärdienst zurück
Sechs Wochen nach der Freilassung aus der Gefangenschaft der Taliban geht der US-Soldat Bowe Bergdahl wieder arbeiten. Psychologen hatten ihn auf seine Wiedereingliederung vorbereitet.
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Zurück im Militärdienst: Bowe Bergdahl.
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Am 30. Mai wurde der US-Soldat Bowe Bergdahl freigelassen. Noch war unklar, wann er zu seiner Familie zurückkehren wird. Freigelassene Kriegsgefangene verbringen eine «Reintegrationsphase» bei Ärzten und Psychologen im Militärspital. Bergdahl sei aber unter «guten Bedingungen» gehalten worden, sagte ein Taliban-Sprecher.
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Gefangenschaft im östlichen Afghanistan: Von Folter ist auch die Rede. Unter anderem hätten die Taliban ihre Geisel nach einem Fluchtversuch für einige Wochen in einen Käfig gesperrt. Laut Ärzten war Bergdahl aber zum Zeitpunkt der Freilassung physisch in gutem Zustand. Es gäbe auch kaum Anzeichen von Mangelernährung.
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In einem Video der afghanischen Taliban, die Bergdahl fünf Jahre lang gefangen hielten, sprach der 28-Jährige davon, dass er zu seiner Familie nach Idaho zurück will. Auch kritisierte er in der Videobotschaft aus dem Jahr 2010 den Krieg in Afghanistan. Dieser sei die vielen Toten und die verschwendeten Leben von Gefangenen nicht wert, sagte er.
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Einige seiner ehemaligen Kameraden sagten, Bergdahl sei ein Deserteur gewesen. Sie beschrieben ihn als lesewütigen Eigenbrötler, der lieber die Sprache Paschto lernte, statt mit ihnen Bier zu trinken. «Er war definitiv sehr zurückhaltend und introvertiert», erinnerte sich ein Mitglied seiner Einheit.
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Vor seiner Gefangenschaft hatte er versucht, die heimische Sprache Paschto zu lernen. Er hatte auch den Umgang der US-Armee vor Ort kritisiert: «Mir tut das alles leid. Diese Leute brauchen Hilfe, doch alles was sie von der arrogantesten Nation der Welt bekommen, ist, dass diese ihnen sagt, sie seien nichts und sie seien dumm (...)»
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Bowe Bergdahl, der sich früher laut Bekannten nicht für eine Karriere entscheiden konnte und sich dann der Armee aus Überzeugung angeschlossen hatte, war der einzige offizielle Kriegsgefangene der USA in feindlicher Hand.
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Der junge Bowe Bergdahl auf einem undatierten Foto. Bergdahl wird von alten Freunden als ruhig, bedacht, belesen und sportlich bezeichnet. Zu seinen früheren Hobbies als junger Erwachsener gehörten das Skifahren, Fechten und Schiessen. Er tanzte aber auch Ballet - nicht gerade die klassische Karriere für einen US-Soldaten.
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Im idyllischen Städtchen Hailey leben die meisten Bewohner vom Tourismus in der Region. Bowe Bergdahl hatte vor seiner Militärkarriere immer wieder in diesem Café gejobbt.
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In Bergdahls Wohnort Hailey im US-Bundesstaat Idaho erfuhr der vermisste Kriegsgefangene während der letzten Jahre ideelle Unterstützung. Viele der rund 8000 Einwohner des Städtchens nahmen an den Feierlichkeiten rund um die Freilassung des Soldaten teil.
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In Hailey wurde für die Bergdahl-Familie auch gespendet. Doch nicht alle freuten sich mit den Verwandten. Manche ehemaligen Kameraden warfen ihm vor, er habe 2009 desertieren wollen, als er entführt wurde.
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Zeichen der Solidarität ist eine gelbe Schleife...
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...die überall in Hailey zu sehen war.
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Solidaritätskundgebung von Bikern in Idaho.
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Die Familie erhielt wegen des umstrittenen Gefangenenaustausches Todesdrohungen. Doch viele fühlten mit den Bergdahls mit. In Hailey wurden Motorrad-Rallyes veranstaltet, an denen das POW/MIA-Emblem zu sehen war. POW steht für «Prisoners of War» («Kriegsgefangene»), MIA für «Missing in Action» («Vermisst im Kampfeinsatz»).
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Die Mutter Jani mit dem US-Präsidenten Barack Obama bei einer Pressekonferenz am 31. Mai im Weissen Haus. Obama verteidigte den Gefangenentausch, der ohne Zustimmung des Kongresses vonstatten ging. Als oberster Befehlshaber sei er «für diese Jungs verantwortlich». Er werde sich einsetzen, dass «keiner zurückbleibt».
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Am 31. Mai wurde der Kriegsgefangene gegen fünf hochrangige Taliban eingetauscht, die in Guantánamo gefangen gehalten wurden. Während der monatelangen Verhandlungen mit den Taliban waren die USA nicht direkt beteiligt. Der Deal kam Dank der Hilfe aus Katar zustande, wo die afghanischen Taliban auch eine eigene diplomatische Vertretung haben.
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Mit Barack Obama im Weissen Haus. Während der Gefangenschaft hatte Bergdahl einen Brief an seine Eltern verfasst, in dem er zu erklären versucht, warum er 2009 seinen Stützpunkt in Afghanistan verliess: «Die Führung war mangelhaft, oder überhaupt nicht vorhanden...»
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Bowe Bergdahl wird wieder als Soldat arbeiten. Der 28-Jährige wird auf dem Stützpunkt San Antonio-Fort Sam Houston im Bundesstaat Texas in der Verwaltung eingesetzt, teilte die US-Armee mit.
Bergdahl war Ende Juni aus dem Militärspital entlassen und in den vergangenen Wochen von Psychologen auf seine Wiedereingliederung vorbereitet worden.
Vorwurf der Desertion
Die Taliban hatten Bergdahl fast fünf Jahre lang festgehalten, bevor er am 31. Mai in einem umstrittenen Tausch gegen fünf ranghohe Taliban-Mitglieder aus dem US-Gefangenenlager Guantánamo freikam.
Einige Kameraden warfen Bergdahl vor, im Juni 2009 von seinem Posten in der afghanischen Provinz Paktika desertiert zu sein. Bergdahl soll sich vor seinem Verschwinden kritisch über den Militäreinsatz in Afghanistan geäussert haben.
Das Militär stufte den Fall in einer ersten Einschätzung aber nicht als Fahnenflucht ein. Bergdahl selbst hat sich nicht zu den Vorwürfen geäussert.
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