Südafrikas Regierung bereitet die Nation auf den Tod Nelson Mandelas vor. Denn der Nationalheld ist todkrank. «Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Wir dürfen nur nicht hysterisch werden», warnte der Sprecher des Präsidialamtes, Mac Maharaj.
«Lasst uns sein Leben feiern, solange er lebt, und lasst uns sein Leben feiern, wenn er nicht mehr unter uns ist», forderte der Sprecher. Maharaj ist ein alter Weggefährte Mandelas im Kampf gegen das Apartheid-System.
Am Sonntag hatten die Landesmedien ihr Publikum bereits auf eine Zeit ohne Mandela eingestellt. So titelte die «Sunday Times»: «Es ist Zeit, ihn gehen zu lassen.»
Es ist nicht der erste Spitalaufenthalt Mandelas. Doch diesmal ist alles anders: Den Südafrikanern werden keine verharmlosende Krankenbulletins über den Zustand des Ex-Präsidenten präsentiert.
Im Falle des Falles könnte es kaum einen geeigneteren Überbringer der traurigen Botschaft geben als Maharaj. Die beiden sassen gemeinsam auf der berüchtigten Gefängnisinsel Robben Island in Haft. Das war in den 70er Jahren.
Maharaj war es, der damals Mandelas Autobiografie «Der lange Marsch zum Frieden» aus dem Gefängnis schmuggelte. Die 27 Jahre währende Haft Mandelas hat auch viel mit den Ereignissen dieser Tage zu tun. Für die behandelnden Ärzte ist klar: Die aktuelle Lungenentzündung ist eine Folge einer unzulänglich behandelten Tuberkulose. Diese hatte er sich im Gefängnis geholt.
Die Ängste zügeln
Schon im März hatte Südafrikas Präsident Jacob Zuma öffentlich vom Tod Mandelas gesprochen. «In Zulu sagt man über alte Menschen: Sie kehren heim, wenn sie sterben. Ich denke, wir sollten in dieser Weise denken», sagte Zuma in einem BBC-Interview. Damals warnte Zuma allerdings seine Landsleute davor, wegen der Erkrankung Mandelas «in Panik zu verfallen», die Leute sollten «ihre Ängste zügeln».
Zumas Worte machen die Bedeutung des «Vaters der Regenbogennation» für das Land am Kap deutlich. Viele Südafrikaner fürchten: Der Tod Madibas – so sein Clan-Name – könnte die fragile Demokratie gefährden. «Wenn Madiba stirbt, stirbt die Freiheit», lautete vor über einem Jahr die Überschrift einer «Times»-Kolumne.
Die Schreckensvision neuer rassistischer Konflikte scheint nach 19 Jahren gelebter Demokratie und angesichts des relativ friedlichen Zusammenlebens von Schwarz und Weiss kaum vorstellbar. Trotzdem: Die tiefen Wunden des Apartheid-Systems sind noch nicht verheilt.