Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko äusserte sich schockiert über den Mord an Boris Nemzow. «Boris wurde ermordet. Es ist kaum zu glauben. Ich habe keine Zweifel, dass die Täter bestraft werden. Früher oder später», schrieb der prowestliche Staatschef in der Nacht zum Samstag bei Twitter.
Der russische Oppositionelle wurde am Freitag im Zentrum von Moskau erschossen. Laut der obersten russischen Ermittlungsbehörde wurde der 55-Jährige durch vier Schüsse in den Rücken getroffen.
Nemzow war ein glühender Unterstützer der Maidan-Proteste gegen den ehemaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Mit dem heutigen Staatschef Poroschenko verband ihn eine Freundschaft.
In der Ukraine gab es im Fernsehen eine Gedenkminute. Auch das russische Staatsfernsehen brachte Trauermusik mit Bildern eines bewegten Politikerlebens
Gorbatschow: «Destabilisierung Russlands»
Der Friedensnobelpreisträger und frühere Kremlchef Michail Gorbatschow warnte vor einer Destabilisierung der Lage in Russland. Es gehe jeden im Land etwas an, wenn gegen Andersdenkende so vorgegangen werde, sagte Gorbatschow Medien zufolge am Samstag in Moskau.
Der 83-Jährige warnte aber auch davor, die Bluttat im Westen zum Schüren antirussischer Tendenzen zu missbrauchen. Die Hintermänner hätten offenkundig darauf gesetzt, den Druck auf Russland zu erhöhen. «Natürlich versuchen gewisse Kräfte, das Verbrechen für ihre Ziele zu nutzen, sie denken doch alle darüber nach, wie sie Putin loswerden können», sagte Gorbatschow.
Russland hat «Verteidiger der Rechte» verloren
Westliche Regierungschefs verurteilen den Mord an Nemzow scharf: US-Präsident Barack Obama forderte die russische Führung zu einer unvoreingenommenen Aufklärung des Verbrechens auf. Obama sprach der Familie Nemzows sein Beileid aus, ebenso wie dem russischen Volk, das «einen der engagiertesten und eloquentesten Verteidiger seiner Rechte» verloren habe.
Auch die offizielle Schweiz reagierte: Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) «verurteilt die brutale Ermordung eines unermüdlichen Verteidigers der Demokratie und Kämpfers gegen die Korruption und spricht den Angehörigen seine aufrichtige Anteilnahme aus», heisst es in der Mitteilung vom Samstag.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Aussenminister Frank-Walter Steinmeier äusserten sich ebenfalls bestürzt über die Ermordung des russischen Oppositionspolitikers. Merkel forderte Putin auf zu gewährleisten, dass der Mord aufgeklärt und die Täter zur Rechenschaft gezogen würden.
Der französische Staatspräsident François Hollande bezeichnete den Mord an Nemzow als «niederträchtig». Der frühere Vize-Ministerpräsident sei ein mutiger und unermüdlicher Verteidiger der Demokratie gewesen, teilte der Élysée-Palast am Samstag mit. Hollande würdigte Nemzow zugleich als erbitterten Kämpfer gegen die Korruption.