40 Flüchtlinge hätten im Mai in das geplante Asylheim in Tröglitz einziehen sollen. Seit geraumer Zeit sind dagegen immer wieder rechtsextreme Proteste aufgeflammt. Nun wurde hier vorsätzlich Feuer gelegt. Die Staatsanwaltschaft stuft den Vorfall als «besonders schwere Brandstiftung» ein und kann, wie sie sagt, ein politisches Motiv zur Tat nicht ausschliessen.
Das Feuer sei gegen zwei Uhr morgens ausgebrochen, sagte ein Sprecher der Polizei.
Zwei Menschen konnten sich retten
Vor allem das zum Wohnbereich ausgebaute Dachgeschoss sei ausgebrannt, das Gebäude ist nun unbewohnbar. Es ist auch von dem Einsatz eines Brandbeschleunigers die Rede.
Zwei bisherige Bewohner des Hauses konnten sich unverletzt ins Freie retten, weil sie von einem Nachbarn rechtzeitig gewarnt wurden.
Morddrohungen gegen Bürgermeister
Tröglitz ist ein 2700-Bewohner-Ort im Süden Sachsen-Anhalts: kleine Parks, eine Schule, ein Hotel, Arztpraxen. Aber auch alte Fachwerkhäuser und Arbeitersiedlungen aus den 1930er-Jahren. Auf dem Friedhof sind Grabstätten für einstige KZ-Häftlinge, die hier Opfer von Zwangsarbeit wurden.
Seit Wochen ist der kleine Ort in ganz Deutschland in den Schlagzeilen: Hier trat der ehrenamtliche Bürgermeister Markus Nierth wegen rechtsextremer Anfeindungen und Morddrohungen zurück. Er habe seine Familie nicht gut genug geschützt gesehen. Die Demonstrationen wurden von der rechtsextremen Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) angeführt.
Schaden im sechsstelligen Bereich
Nierth zeigte sich am Samstagmorgen entsetzt: «Davon wird Tröglitz sich wohl nie erholen.» Er sei fassungslos, traurig und wütend zugleich: «Da ist die braune Saat so weit aufgegangen, dass man nun lieber Häuser niederbrennt, in denen Familien eine neue Bleibe finden sollten.» Nach ersten Schätzungen liegt der Schaden im sechsstelligen Bereich.
Derweil hat Nierth nach dem Brandanschlag zu einer Aktion aufgerufen, rund 300 Menschen trafen sich am Samstag zu einer spontanen Demonstration. Redner aus Politik, örtlichen Vereinen und den Kirchen warben für ein Zeichen gegen Hass und Ausgrenzung.