Die ethnischen Unruhen in Burma dauern auch nach einer Woche an. In der Stadt Nattalin etwa 150 Kilometer nördlich der Wirtschaftsmetropole Rangun setzten in der Nacht zum Mittwoch etwa 200 randalierende Buddhisten eine Moschee in Brand.
Die Menschenmenge zerstörte zudem mehrere Häuser. Die Polizei sei überfordert gewesen. Die Behörden verhängten weitere Ausgangssperren über mehrere Städte.
Die neuen Unruhen waren vor einer Woche in der zentralburmesischen Stadt Meiktila ausgebrochen. Ganze Stadtviertel und mehrere Moscheen gingen dort in Flammen auf. Mehr als 12'000 Menschen flohen nach UNO-Angaben aus der Stadt, über die der Ausnahmezustand verhängt wurde.
Am Wochenende übernahm die burmesische Armee dann die Kontrolle über Meiktila. Insgesamt wurden in den vergangenen Tagen mindestens 40 Menschen getötet.
Alter Neid und Hass
Die Spannungen zwischen der buddhistischen Mehrheit und der muslimischen Minderheit in Burma waren während der jahrzehntelangen Militärdiktatur unterdrückt worden. Latent gebe es den Hass zwischen Buddhisten und Muslimen schon seit langem, sagt SRF-Asienkorrespondent Urs Morf. Die Muslime seien bereits in der Kolonialzeit in Burma eingewandert. Die meisten seien Händler und deshalb gehe es ihnen materiell tendenziell besser als der Mehrheit. Hinzu kommt, dass sie besser gebildet seien und etwa nicht nur burmesisch, sondern auch arabisch lesen und schreiben. «Da gibt halt Neid», sagt Morf.
Aber dieser Neid werde nun seit über einem Jahr von Hasspredigern gezielt geschürt. Diese ziehen durchs Land und behaupten: Die Muslime wollen die Macht übernehmen und Burma in ein islamisches Sultanat verwandeln. «Das ist natürlich absurd.»
Weitere Unruhen werden befürchtet
Es besteht nun die Befürchtung, dass die Unruhen im Zuge der Demokratisierung des Landes zunehmen könnten. Denn laut Morf sind es sehr wahrscheinlich Gegner der Reformen, die die Stimmung anheizen. Sie stacheln Ausschreitungen an und hoffen, damit die politische Rolle des Militärs wieder zu stärken. Das ist ihnen zumindest in Zentralburma gelungen, dort sorgt nun die Armee für Ruhe und Ordnung.
Suu Kyi äussert sich nicht
Und was sagt die Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi? Nichts. «Es handelt sich offensichtlich um Taktik», glaubt Asienkorrespondent Morf. Suu Kyi aspiriere für das Präsidentenamt. Sie befürchtet, buddhistische Wähler zu verlieren, wenn sie sich für die Muslime einsetzen würde. Stattdessen umwirbt sie die Armee. Das tut sie auch öffentlich. Suu Kyi, die jahrelang vom Militär unter Hausarrest gehalten wurde, nahm am Mittwoch erstmals an einer Militärparade teil - als Ehrengast.
Doch dieses Kalkül könnte möglicherweise nicht aufgehen, sagt Morf. «Falls die Militärs in Burma wieder Oberhand gewinnen, wird Suu Kyi ohnehin nicht Präsidentin.»