In Burma ist die erste freie Parlamentswahl seit 25 Jahren offenbar friedlich und mit sehr hoher Beteiligung abgelaufen. Ein Mitarbeiter der Wahlkommission sprach von einer Beteiligung von «rund 80 Prozent». Die Wahllokale schlossen um 16 Uhr Ortszeit.
Als die 70-jährige Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zur Stimmabgabe in einem der 40'000 Wahllokale auftauchte, brachen Hunderte Anhänger in Jubel aus. Sie hatten teils seit fünf Stunden dort ausgeharrt.
Erste offizielle Ergebnisse werden laut der Wahlkommission erst in den nächsten Tagen erwartet. Reporter hofften auf erste Trendmeldungen durch Wählerbefragung nach Stimmabgabe im Laufe des Abends.
«Ich hoffe, sie bekämpft die Korruption»
Suu Kyi setzt mit ihrer vom Militär jahrelang unterdrückten Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) auf einen Sieg. Sie selbst hat fast 15 Jahre unter Hausarrest verbracht.
«Ich kann gar nicht beschreiben, wie glücklich ich bin, meine Stimme im selben Wahllokal wie sie abzugeben», sagte Rentnerin Win Htein. «Ich hoffe, sie bekämpft die Korruption, wenn ihre Partei gewinnt.» In dem bitterarmen Land gibt es keine Umfragen. Viele Burma-Kenner rechnen damit, dass die NLD zahlreiche Sitze erobert.
Burma war von 1962 bis 2011 eine Militärdiktatur. Seitdem regieren die einstigen Junta-Generäle in Zivil. Der frühere Regierungschef der Junta und heutige Präsident Thein Sein hat versprochen, das Ergebnis auf jeden Fall anzukennen.
EU-Beobachter: Alles scheint glatt zu laufen
Der Chef der EU-Wahlbeobachter, FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff, zeigte sich nach den ersten Wahlstunden zuversichtlich. «Es ist ein sehr vorläufiger Eindruck, aber soweit scheint alles glatt zu laufen», sagte er. Richtige Aussagen seien aber erst möglich, wenn die mehr als 90 EU-Beobachter im ganzen Land Bericht erstattet hätten.
Die militärnahe Regierungspartei USDP verspricht Stabilität in dem Vielvölkerstaat, in dem zahlreiche Rebellenarmeen seit Jahrzehnten gegen die Zentralregierung kämpfen. «Wir brauchen noch mindestens fünf Jahre, damit der Übergang (zur Demokratie) friedlich bleibt», meinte der USDP-Abgeordnete und Ex-Offizier Hla Swe.
Erste Reformen
Thein Sein hat politische Gefangene entlassen, die Pressefreiheit verbessert, Reformen vorangetrieben und das Land für ausländische Investitionen geöffnet. Er wollte in der Hauptstadt Naypyidaw wählen. Die USDP kam durch Wahlen an die Macht, die die Militärjunta 2010 organisierte.
Die NLD nahm wegen unannehmbarer Auflagen nicht teil. Nach internationalen Standards war der Wahlgang weder frei noch fair. Die USDP gewann haushoch. Die NLD hatte Wahlen 1990 gewonnen, aber das Militär ignorierte das Ergebnis und gab die Macht nicht ab.