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Vom Füchtlingsansturm überfordert
Aus Tagesschau vom 19.09.2015.
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International Chaos auf dem Balkan: Länder schieben einander Flüchtlinge zu

Über 20'000 Flüchtlinge sind seit Mittwoch über Serbien nach Kroatien gereist – nachdem Ungarn zuvor seine Grenzen abgeriegelt hatte. Kroatien will diese Last nicht alleine tragen und transportiert die Menschen nach Ungarn. Dort dürfen sie nach Österreich weiter ziehen. Die Ereignisse im Überblick.

  • Österreich meldet 10'000 Neuankömmlinge in der Nacht auf Sonntag
  • Seit Mittwoch sind rund 20'700 Flüchtlinge von Serbien nach Kroatien gelangt
  • Das Nicht-Schengen-Land Kroatien bringt einen Teil der Flüchtlinge an Ungarns Grenze
  • Ungarn lässt selbst auch Flüchtlinge unregistriert nach Österreich weiterreisen
  • Viele Flüchtlinge warten an Kroatiens Grenze zu Slowenien auf Einlass
  • Österreichs Innenministerin prangert Flüchtlinge an

+++ Tausende Neuankömmlinge in Österreich +++

Bereits im Laufe des Samstages sind in Österreich zwischen 12'000 und 13'000 Flüchtlinge angekommen. Dies meldet das österreichische Rote Kreuz. Grund für den neuen Ansturm ist die ungarische Kehrtwende, viele Flüchtlinge nun doch nicht mehr zu registrieren und sie stattdessen von seiner Südgrenze direkt an die Grenze zu Österreich zu bringen. In der Nacht auf Sonntag kamen laut der lokalen Polizei deshalb nochmals rund 3000 Flüchtlinge im Burgenland an. Im Laufe des frühen Morgens rechneten die Behörden zudem mit weiteren 1'500 Neuankömmlingen.

+++ Kroatien bleibt dabei +++

Vermisste Migranten vor Lesbos

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Nach dem Untergang eines Schlepperbootes vor der griechischen Insel Lesbos werden 26 Flüchtlinge vermisst. 20 Menschen sind laut der Küstenwache gerettet worden. Bereits am Samstag hatten die Behörden gemeldet, dass vor Lesbos ein fünfjähriges Kind ertrunken sei. – Aus dem gesamten Mittelmeer wurden allein am Samstag fast 5000 Flüchtlinge gerettet.

Kroatien will auch weiter Flüchtlinge an die ungarische Grenze bringen. Kroatiens Premier Zoran Milanovic sagte in Beli Manastir, an der Grenze zu Ungarn, Kroatien zwinge Ungarn, die Menschen aufzunehmen – und werde dies auch künftig tun.

Der kroatische Innenminister sagte, seit Mittwoch seien rund 20'700 Flüchtlinge von Serbien nach Kroatien gelangt – nachdem Ungarn seine Grenze zu Serbien abgeriegelt hatte.

Die meisten Menschen kämen über den Grenzübergang Tovarnik. Bisher hätten die Behörden bis zu 8000 Menschen wieder aus Kroatien ausreisen lassen.

SRF-Sonderkorrespondentin Nina Blaser berichtet vom kroatisch-ungarischen Grenzübergang Petrowo-Polje/Beremend, sie habe zwölf Reisecars beobachtet, die Flüchtlinge von Kroatien her an die ungarische Grenze gefahren und dort ausgeladen hätten. «Dort gehen die Flüchtlinge zu Fuss über die Grenze nach Ungarn – und steigen wieder in ungarische Busse ein.» Blaser selber durfte diese Grenze nicht überschreiten, «da die Grenze ja zu ist!».

+++ Ungarn verärgert +++

Kroatien hat in der Nacht zum Samstag Tausende Flüchtlinge zu ungarischen Grenzübergängen gebracht. Nach Angaben der ungarischen Polizei trafen am Vortag knapp 8000 Flüchtlinge in Ungarn ein, die meisten von ihnen aus Kroatien.

Diese Aktion sei nicht abgesprochen gewesen, heisst es aus Budapest. Ungarn droht Kroatien: Man werde nun den Beitritt Kroatiens zur Schengen-Zone blockieren. Kroatien ist Mitglied der EU, gehört aber nicht zum Schengen-Raum, in dem Grenzkontrollen nicht vorgesehen sind.

Doch auch Ungarn «reicht» die Flüchtlinge weiter und lässt sie nach Österreich reisen.

Einschätzungen von SRF-Ausland-Redaktor Christoph Wüthrich

Einschätzungen von SRF-Ausland-Redaktor Christoph Wüthrich
Das Kalkül Ungarns ist nicht ganz aufgegangen. Mit dem Zaun an der serbischen Grenze und dem Grosseinsatz von Polizei und Armee ist es nicht gelungen, die Flüchtlinge von Ungarn fern zu halten. Kroatiens Regierungschef Zoran Milanovic hat seinem ungarischen Amtskollegen Viktor Orban vorerst einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn Kroatien hat begonnen die Flüchtlinge mit Bussen und Zügen an die ungarische Grenze zu transportieren.
In einer Pressekonferenz hat Kroatiens Regierungschef Milanovic am Freitag von einem Plan B gesprochen – ohne dabei konkret zu werden. Jetzt ist klar: Kroatien will Ungarn die Flüchtlinge aufzwingen. Mit diesem Plan B hat die kroatische Regierung ihren Partnern in der EU klar gemacht, dass man Kroatien mit dem Flüchtlingsstrom im Land nicht allein lassen kann. In der Auseinandersetzung um die Flüchtlingspolitik innerhalb der EU hat Kroatien somit die Flüchtlinge selber als politisches Druckmittel eingesetzt.


+++ Österreich prangert Flüchtlinge an +++

Angesichts des neuen Flüchtlingsandrangs über den Balkan hat Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner harte Massnahmen angekündigt. Menschen, die nach der Durchreise durch Kroatien oder Slowenien erst in Österreich um Asyl bitten, würden wieder zurück gebracht.

Sie habe kein Verständnis dafür, dass am Balkan kaum Asylanträge gestellt werden, denn es handle sich um sichere Länder. «Das ist keine Schutzsuche mehr, sondern Asyl-Optimierung», fügte die konservative Politikerin hinzu.

Österreichs Behörden erwarteten am Samstag die Ankunft von rund 10'000 Menschen, die zuvor über Kroatien und Ungarn reisten.

+++ Schengen-Land Slowenien registriert Flüchtlinge +++

Slowenien hat laut Innenstaatssekretär Bostjan Sefic bisher 1500 Flüchtlinge registriert. Ein Drittel von ihnen stamme aus Syrien, ein weiteres Drittel aus Afghanistan.

Hunderte Menschen warten am kroatisch-slowenischen Grenzübergang auf die Erlaubnis zur Weiterreise. (reuters)
Legende: Warten auf die Weiterreise nach einer unruhigen Nacht an der kroatisch-slowenischen Grenze. Reuters

Hunderte Flüchtlinge warten am Grenzübergang Obrezje weiter auf ihre Einreise aus Kroatien. Rund 250 Menschen sind auf Landweg nach Sentilj zum Grenzübergang mit Österreich unterwegs, berichtet die Polizei.

Die Polizei habe alles unter Kontrolle und die Sicherheitslage sei gut, sagen die Behörden.

Am Freitagabend hatte die slowenische Polizei Flüchtlinge mit Tränengas zurückgetrieben. Zusammen mit Aktivisten protestierten diese, weil ihnen die Einreise nach Slowenien verwehrt wurde.

Sloweniens Ministerpräsident Miro Cerar hatte erklärte, wenn weiterhin so viele Flüchtlinge einträfen, könne sein Land Transitkorridore einrichten.

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