Die neuen ägyptischen Machthaber haben zu einem weiteren Schlag gegen die Islamisten ausgeholt. Polizisten verhafteten das Oberhaupt der Muslimbruderschaft, Mohammed Badia, in einer Wohnung in Kairo, in der er sich versteckt hatte.
Die Islamisten-Bewegung will ihren Kampf dennoch fortsetzen: Badia sei letztlich auch nur eines von vielen Mitgliedern der Bruderschaft, die tief in der ägyptischen Gesellschaft verankert sei. Die Kampagne gegen den «Militärputsch» werde weitergehen. Mahmud Essat, ein Stellvertreter Badias, wurde kurz darauf zum «temporären Oberhaupt» der Bewegung ernannt.
Seit Wochen gesucht
Der verhaftete Mohammed Badia war seit Wochen gesucht worden. Ihm und seinem Stellvertreter Chairat al-Schater wird unter anderem Anstiftung zum Mord vorgeworfen. Hintergrund sind Massenproteste bei denen Gegner und Befürworter des damaligen Präsidenten Mursi Anfang Juli gewaltsam aufeinandertrafen. Damals kamen mindestens acht Menschen ums Leben.
Mitglieder und Sympathisanten der Muslimbruderschaft starteten nach der Verhaftung Badias eine Kampagne im Kurznachrichtendienst Twitter unter dem Motto «Ich bin der Murshid». «Murshid» ist der Titel des Oberhauptes der Muslimbrüder.
Ermittlungen gegen Mursi
Die Armee ist derweil fest entschlossen, jeden weiteren Protest mit Gewalt zu ersticken. Ein grosser Teil der Führung der Muslimbruderschaft sei mittlerweile in Gewahrsam, sagte ein Korrespondent des arabischen Nachrichtensenders Al-Jazeera.
Gegen den Anfang Juli abgesetzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi leitete die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen der Beteiligung an der Tötung von Demonstranten im Dezember 2012 ein. Gleichzeitig sei in diesem Verfahren eine Untersuchungshaft von 15 Tagen angeordnet worden, meldete die Website des Staatsfernsehens am Montag.
Ägypten wird seit dem Sturz des aus der Muslimbruderschaft stammenden Mursi von Protesten seiner Anhänger erschüttert. Immer wieder kam es dabei zu Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften, die am vergangenen Mittwoch eskalierten. Seitdem wurden landesweit fast 900 Menschen getötet, unter ihnen auch Badies Sohn. Mehr als tausend Muslimbrüder und Mursi-Anhänger wurden festgenommen.
Partei für Freiheit und Gerechtigkeit
Die Muslimbruderschaft war während der Amtszeit des 2011 gestürzten Präsidenten Hosni Mubarak offiziell verboten gewesen. Ihre neu gegründete Partei für Freiheit und Gerechtigkeit ging aus der Parlamentswahl nach dem Sturz Mubaraks als stärkste politische Kraft hervor.
Laut Umfragen hat sie seither einen grossen Teil ihrer Popularität eingebüsst. Mursi war 2012 als Kandidat der Muslimbrüder zum Präsidenten gewählt worden. Am 3. Juli 2013 setzte ihn das Militär nach Massenprotesten ab.