Der russische Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski hat die Schweiz um ein Visum ersucht. Auf der Schweizer Botschaft in Berlin deponierte er einen Antrag auf ein dreimonatiges Schengen-Visum, wie das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) mitteilt. Für Deutschland besitzt Chodorkowski ein Visum, das ein Jahr gültig ist.
Offenbar kein Vorentscheid für Niederlassung
Zur Zeit weilt der prominente Russe in Berlin, wo er seine Familie getroffen hat und mit ihr Weihnachten und den Jahreswechsel verbringen will. In die Schweiz kommen will er, weil seine beiden Söhne hier die Schule besuchen. Chodorkowski habe aber «noch keine Entscheidung getroffen für irgendwelche langfristigen Pläne», sagte dessen Sprecher.
Für die Freilassung Chodorkowskis hatte sich auch SP-Nationalrat Andreas Gross eingesetzt. Der Politiker erklärte, der einstige Yukos-Chef verfüge in der Schweiz über so viel Geld, «dass er bis zu seinem Lebensende nicht mehr arbeiten müsse». Dies verdankt Chodorkowski einem Entscheid des Bundesgerichts. Es hatte 2004 dessen Gelder wieder freigegeben, nachdem die Vermögenswerte zunächst auf Antrag Moskaus blockiert worden waren.
Visumprozess angelaufen
Die Schweizer Botschaft in Berlin steht für die Bearbeitung des Visumsgesuchs in Kontakt mit dem Bundesamt für Migration. Das Verfahren sei vertraulich, schreibt das EDA. Bis ein Entscheid gefällt sei, gebe es keine weiteren Informationen.
Chodorkowski war letzte Woche begnadigt und freigelassen worden und anschliessend zunächst nach Berlin ausgereist.