Eine Hacker-Attacke von mutmasslichen Mitgliedern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Sendebetrieb der französischen Fernsehsendergruppe TV5Monde am Mittwochabend vollständig zum Erliegen gebracht. Die Cyber-Attacke begann gegen 22.00 Uhr.
«Wir sind nicht mehr imstande, irgendeinen unserer Kanäle auszustrahlen», sagte Senderchef Yves Bigot. Auch über seine Website und seine Konten in sozialen Netzwerken habe TV5Monde keine Kontrolle mehr. Dort seien überall Forderungen des IS platziert worden.
Propaganda über Social Media
Gegen 01.00 Uhr donnerstagfrüh konnte TV5Monde den Sendebetrieb dann wieder aufnehmen. Über ihre Facebook-Seite erlangte die Sendergruppe schon gegen Mitternacht die Kontrolle zurück, die Senderwebsite funktionierte jedoch vorerst nicht und wurde mit einem Wartungshinweis versehen.
Ausserdem veröffentlichten die Hacker auf der Facebook-Seite des international ausgestrahlten französischsprachigen Senders Dokumente, bei denen es sich nach ihren Angaben um Ausweise und Lebensläufe aus dem Umfeld französischer Militärangehöriger handelte, die an Einsätzen gegen den IS beteiligt seien.
Themenkanal für arabischen Raum aufgeschaltet
TV5Monde ist eine französischsprachige Sendergruppe, die von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Frankreichs, Belgiens, Kanadas sowie der Schweiz getragen wird. Weltweit wird das Programm in über 200 Länder übertragen.
Am Tag des Hackerangriffs hatte sie einen neuen Themenkanal gestartet, in dem es um die französische Lebensart geht und der unter anderem im Nahen Osten und in Nordafrika ausgestrahlt wird. An der Zeremonie zum Sendestart hatte sich auch Frankreichs Aussenminister Laurent Fabius beteiligt.
Neue Qualität von Angriffen
«Das ist eine neue Stufe von Cyber-Angriffen», sagt der SRF-Mitarbeiter in Paris, Rudolf Balmer. Es sei den Piraten gelungen, die Kontrolle über das gesamte System von TV5Monde zu übernehmen – und nicht nur, einige Bilder auf einer Website auszutauschen, was auch schon vorgekommen sei. Entsprechend gross sei denn auch der Schock in französischen Medienkreisen, konstatiert Balmer.