Heckenschützen haben in der US-Stadt Dallas fünf Polizisten getötet. Mindestens sieben weitere Beamte wurden nach den Worten von Polizeichef David Brown verletzt. Die Schützen feuerten während eines Protestmarsches gegen Polizeigewalt am Donnerstagabend auf die Beamten. Zuvor waren in den USA innerhalb von zwei Tagen zwei Afroamerikaner von Polizisten erschossen worden.
Brown sagte zu der Schiesserei in Dallas: «Die Schützen wollten so viele Gesetzeshüter wie möglich verletzen oder töten.» Das Motiv ist nach Angaben der Polizei noch unklar.
Ein Verdächtiger hatte sich nach Angaben von Brown noch in einem Parkhaus verschanzt. Der Mann habe auf die Polizei geschossen, Verhandlungen seien zunächst erfolglos geblieben. Der Verdächtige habe zudem gedroht, dass Bomben in der Stadt versteckt sein. «Er hat gesagt, er wird mehr von uns töten», sagte Brown am frühen Morgen vor der Presse. Bombenexperten hatten bereits ein verdächtiges Paket untersucht, twitterte die Polizei.
Die Polizei nahm drei weitere Verdächtige fest. Dabei handelte es sich nach den Worten von Brown um eine Frau, die in der Nähe des Parkhauses festgenommen wurde, und zwei Männer, die zuvor in einem Wagen geflüchtet waren. «Wir sind aber noch nicht vollständig sicher, dass wir alle Verdächtigen in Gewahrsam haben», sagte Brown. Bürgermeister Mike Rawlings forderte die Bevölkerung auf, den Tatort zu meiden.
Die Polizei hatte die Öffentlichkeit zuvor um Hilfe bei der Suche nach Verdächtigen gebeten und ein Foto veröffentlicht. Es zeigt einen Mann, der eine Waffe bei sich hat, und ein T-Shirt in Camouflage-Farben trägt. Er soll sich inzwischen gestellt haben. Ob es sich bei ihm um einen der Festgenommenen handelt, war zunächst nicht klar.
Bei einem der Toten handelt es sich offenbar um einen Polizisten im Dienst des Nahverkehrsunternehmens DART. Drei weitere wurden verletzt, wie DART auf Twitter mitteilte. Die Polizei forderte die Bürger auf, das Stadtzentrum von Dallas zu meiden. Der öffentliche Verkehr wurde unterbrochen, wie die «Dallas Morning News» meldete.
Augenzeugen berichteten von Chaos, als die ersten Schüsse kurz vor 21.00 Uhr Ortszeit am Donnerstag fielen. Passanten suchten Schutz in Hauseingängen oder Bushaltestellen. Als die ersten Schüsse zu hören waren, habe sie zunächst gedacht, es handele sich um Feuerwerkskörper, sagte eine Zeugin dem Sender KTVT, die von «mindestens 30 Schüssen» sprach. In einem von CNN veröffentlichten Video waren eine Reihe von Schüsse zu hören. «Hier ist wirklich jemand bis an die Zähne bewaffnet», sagt ein Zeuge. Ein anderes Video zeigte einen Schusswechsel zwischen einem Verdächtigen und der Polizei.
Zuvor hatte es in der Stadt friedliche Proteste gegen Polizeigewalt gegen Afroamerikaner gegeben. Anlass war der Tod von zwei Schwarzen innerhalb von zwei Tagen: In Falcon Heights (Minnesota) war der 32 Jahre alte Philando Castile im Krankenhaus gestorben, nachdem ein Polizist bei einer Fahrzeugkontrolle auf ihn geschossen hatte. In Baton Rouge (Louisiana) hatten zwei Polizisten den 37-jährigen Alton Sterling auf einem Parkplatz zu Boden gezwungen und aus nächster Nähe erschossen.
Obama: «Keine routinierte Reaktionsmuster»
US-Präsident Barack Obama reagierte betroffen. Er beschwor die Amerikaner, nach dem Geschehenen nicht in routinierte Reaktionsmuster zu verfallen, sondern innezuhalten. Diese Tode seien ein Ereignis, das alle Amerikaner gleichermassen angehen muss, sagte Präsident Barack Obama. «Wir erleben so etwas viel zu oft», sagte Obama. Der sichtbar berührte Präsident beschwor die Amerikaner, nach dem Geschehenen nicht in routinierte Reaktionsmuster zu verfallen, sondern innezuhalten.
Prominente in den USA zeigen sich bestürzt über die tödlichen Schüssen auf Polizisten in der texanischen Grossstadt Dallas. Sänger John Legend (37) schrieb auf Twitter, das Töten durch Polizisten abzulehnen bedeute nicht, das Töten von Polizisten gutzuheissen. «Wir brauchen Frieden auf unseren Strassen.» Der Tweet wurde innerhalb einer Stunde rund 16 000 Mal geteilt.
Schauspielerin Patricia Arquette (48) schrieb wenig später: «Bitte hört auf, euch gegenseitig umzubringen. Keine Schusswaffen mehr. Keine Gewalt mehr. Kein Mord mehr. Schrecklich.» In Dallas waren während eines Protestmarsches gegen Polizeigewalt am Donnerstagabend vier Beamte erschossen worden.