Menschen aus allen Himmelsrichtungen, jeden Alters, aber auffallend viele Junge strömen am Samstagnachmittag ins Spital Georges Pompidou. Sie wollen alle Blut spenden. Auch Frank. «Blutspenden ist das einfachste, um meine Solidarität mit den Opfern zu zeigen», sagt er. Seine Spende konnte heute allerdings nicht mehr angenommen werden. Der Grund: zu viele Spender. «Ich bin zweieinhalb Stunden angestanden. Es hatte noch 60 Personen vor mir in der Schlange.» Frank kommt nächste Woche wieder. Auch dann braucht es noch viele Spender.
Furcht vor ungewisser Zukunft
Chantal ist mit ihrem dreijährigen Sohn da. «Logisch komme ich zum Blutspenden. Das ist alles einfach ein Horror. Ich habe Angst vor der Zukunft.» Sie blickt zu ihrem Kind und sagt: «Ich weiss nicht, was sein Leben bringen wird. Das ist schrecklich.» Dann richtet sie tröstende Worte an den Buben: «Nein, nein. Ich werde immer an deiner Seite sein.»
Ines will trotz der immens langen Schlange Blut spenden – um zu vergessen, wie sie sagt. Sie arbeitete gestern als Hostesse im Stade de France, an der Seite des Präsidenten, François Hollande. «Nach der Pause nahm der Präsident wieder auf der Tribüne Platz. Dann kam die dritte Explosion. Sofort wurden alle evakuiert.»
Ines musste noch im Stadion bleiben. «Erst als wir dann rausgehen konnten, wurde uns bewusst, was geschehen war.» Für sie sei es wie eine Apokalypse gewesen. «Ich habe so etwas noch nie gesehen in meinem Leben. Wir hatten Angst. Niemand wusste, wohin wir gehen sollen.»
Plakate aufhängen und mit Menschen reden
Elia, Corantan und Remy studieren Politologie. Heute Morgen haben sie spontan beschlossen, Menschen fürs Blutspenden zu mobilisieren. Die Verantwortlichen im Spital geben ihnen Broschüren und Plakate mit auf den Weg, um sie im Quartier aufzuhängen. Remy will dies nutzen, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen.
«Wir sollten nun miteinander sprechen und für unsere Nächsten offene Ohren haben», sagt der Student. Solidarität zeigen, dass sei jetzt das Wichtigste.