«Immer wieder Österreich», schallt es über den Platz an der U-Bahn-Station Johnstrasse. Die John Otti-Band, die Hauscombo der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei, weiss, wie man Leute erreicht.
Auf der Bühne schunkelt Heinz-Christian Strache, der Führer der FPÖ, gekonnt mit. Immer wieder Österreich, das ist sein Ziel, Bürgermeister im Wiener Rathaus wäre da nur eine Zwischenstation auf dem Weg ins Ballhaus, dem nationalen Regierungssitz neben der Hofburg.
In seine Rede wettert Strache gegen kriminelle Ausländer, nicht gegen Ausländer generell, das käme in Wien nicht so gut an. Aber er geisselt die herrschende Politik, die Menschen in die Armut treibe. Da helfe es nichts, wenn die SPÖ verkünde, Wien sei die lebenswerteste Stadt der Welt: «Man muss sicherlich nicht alles anders machen, aber vieles besser und gerechter.» Die Arbeitslosigkeit sei gestiegen, die Armut breite sich aus in Wien.
Laut Umfragen könnte die FPÖ zu den Sozialdemokraten aufrücken, ja diese sogar überholen, was das Ende des linken Wiens bedeuten würde, und wie Heinz-Christian Strache meint, auch das Ende der gegenwärtigen sozialdemokratischen Führung, wenn nicht gar der österreichischen Regierung.
Wenn wir stärkste Kraft werden, bleibt in der SPÖ-Wien kein Stein mehr auf dem anderen.
Die Sozialdemokraten auf der anderen Seite tun sich schwer. Das zeigt sich bei deren Veranstaltungen. Es sind nicht viele, die sie besuchen, und die Stimmung ist nicht so siegesgewiss wie bei den Freiheitlichen. Stadträtin Sonja Weshely preist vor ein paar Passanten am Olympiaplatz die Vorzüge der Stadt und warnt vor den Gefahren eines Machtwechsels. Diejenigen, die jetzt die Machtverhältnisse ändern wollten, was wollten sie denn verändern?
Wien ist die lebenswerteste Stadt, und wenn die das ändern wollen, dann bin ich nicht dafür.
Wo die FPÖ regiert habe, liege alles in Schutt und Asche. Sonja Weshely, die auch als mögliche Bürgermeisterin gehandelt wird, weiss um die gegenwärtigen Probleme ihrer Partei. Die SPÖ müsse sich wieder auf ihre Geschichte, auf das legendäre «Rote Wien» besinnen, als man die Sorgen und Ängste aller ernstgenommen habe und Wien zur modernsten und sozialsten Grossstadt der Welt machte. Ein grosser Anspruch, für den man aber vielleicht früher als erst im Wahlkampf hätte zu kämpfen beginnen müssen.