International - Das sind die offenen Fragen nach dem Fährunglück in Südkorea
Warum wurden nur wenige Rettungsboote genutzt? Wo war der Kapitän, als das Unglück geschah? Und: Wie kam es eigentlich zu dem Unglück? Nach dem tragischen Fährunglück in Südkorea werden noch Antworten auf eine ganze Reihe von Fragen gesucht.
Lee Jun Seok soll nicht am Steuer der Fähre gewesen sein. Er habe kurz vorher an die 26 Jahre alte, wenig erfahrene Dritte Offizierin übergeben, teilten die südkoreanischen Ermittler mit. Wo genau sich Lee aufhielt, blieb offen.
Hat der Kapitän früh genug die Evakuierung der Fähre eingeleitet?
Nein, sagen zumindest die Angehörigen der Passagiere. Sie argumentieren, es hätten mehr Menschen gerettet werden können, wenn das havarierte Schiff früher geräumt worden wäre. Die Evakuierung wurde erst eingeleitet, als das Schiff schon in Seitenlage geraten war.
Nach Medienberichten wurden nur ein oder zwei von mehr als 40 Rettungsbooten zu Wasser gelassen. Bei den Rettungsbooten auf der Fähre handelte es sich um selbstaufblasende Schlauchboote, die sich in Kästen auf dem Hauptdeck befanden.
Warum werden noch so viele Passagiere vermisst?
Die Retter vermuten, dass ein Grossteil der ursprünglich 475 Menschen an Bord im Rumpf des Schiffes eingeschlossen ist. Überlebende berichten, viele Mitreisende hätten nicht mehr aus ihren Kabinen entkommen können. In Luftblasen könnten einige von ihnen noch eine Weile überlebt haben. Fast 180 Menschen wurden gerettet. Bis Freitagnachmittag (Ortszeit) wurden 28 Leichen gefunden.
Wie kam es zu dem Unglück?
Die genaue Ursache ist weiter unklar. Am Ort des Untergangs soll die «Sewol» einen Kurswechsel vorgenommen haben, heisst es von den Ermittlern. Möglich ist auch, dass die Fähre auf einen Felsen auflief und dann die Autos im Innern verrutschten. Überlebende hatten von einem grossen Knall vor dem Sinken des Schiffes gesprochen.
Weshalb war lange Zeit noch der Schiffsbug zu sehen?
Der hintere Teil des Schiffes sank rasch auf den Meeresgrund – das Wasser ist hier rund 30 bis 40 Meter tief. Durch Luft im Inneren wurde der vordere Teil der Fähre eine Zeit lang über Wasser gehalten, so dass die Bugwulst – der tropfenförmige Vorbau am Unterwasserbug – noch herausragte. Inzwischen ist über der Wasseroberfläche aber gar nichts mehr von dem Schiff zu sehen.
dpa/krua; schubeca
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