Nach dem mutmasslichen Mord an Dutzenden Studenten in Mexiko haben Demonstranten den Flughafen der Hafenstadt Acapulco besetzt. Für rund drei Stunden legten sie den Betrieb lahm, mehrere Airlines mussten ihre Flüge verschieben.
Zuvor war es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen vermummten sowie bewaffneten Randalierern und der Polizei gekommen. Dies teilte der Flughafenbetreiber mit. Dabei wurden 18 Beamte und neun Demonstranten verletzt.
Im Flughafen sprühten die Demonstranten Graffiti gegen Präsident Enrique Peña Nieto an die Wände wie «Peña verschwinde» und «Peña, Mörder». Grössere Schäden hätten sie nicht verursacht, teilte die Airport-Verwaltung mit.
Die Professoren und Studenten des Lehrerseminars Ayotzinapa sowie Angehörige forderten Aufklärung über das Schicksal von 43 jungen Leuten, die Ende September im Bundesstaat Guerrero von Polizisten verschleppt und der kriminellen Organisation «Guerreros Unidos» übergeben worden waren.
Zwei Bandenmitglieder haben eingeräumt, die Studenten getötet und verbrannt zu haben. Die Familien der Opfer weisen die Ermittlungsergebnisse zurück.
Aufklärung des Verbrechens fraglich
«Wir sind die Lügen satt. Unsere Kinder sind nicht tot», sagte der Vater eines der Verschleppten. Die Angehörigen forderten eine unabhängige Untersuchung des Falls durch die Interamerikanische Menschenrechtskommission.
Ob die Tat jemals vollständig aufgeklärt werden kann, ist allerdings fraglich. Nur zwei am Tatort gefundene Knochen seien in einem Zustand, der eine DNA-Probe zulasse, sagte Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam im Fernsehsender Televisa. Sie würden nun an der Universität Innsbruck untersucht.
Die Leichen wurden mit Benzin übergossen und sollen 14 Stunden lang gebrannt haben. Nach Einschätzung der Ermittler herrschten auf dem Scheiterhaufen Temperaturen bis zu 1600 Grad. Das macht die meisten Überreste für die Analyse unbrauchbar.
Starke Hinweise auf Identität der verbrannten Leichen
Auch wenn sie noch nicht identifiziert sind, gebe es starke Hinweise, dass es sich bei den Opfern um die vermissten Studenten handele, sagte Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam im Interview des Radiosenders Fórmula.
Der Chef der «Guerreros Unidos» habe in der Vernehmung von einem Anruf seines Vertreters am Tag nach der Tat berichtet. «Wir haben sie zu Asche gemacht und in den Fluss geworfen. Sie werden sie niemals finden», habe er ihm gesagt.
Ermittler: Bürgermeister der Stadt ordnete Massaker an Studenten an
Die Ermittler vermuten, dass der Bürgermeister der Stadt Iguala, José Luis Abarca, das Vorgehen gegen die Studenten anordnete, um zu verhindern, dass sie eine geplante Rede seiner Frau stören.
Nach mehrwöchiger Flucht wurde das Paar, das Verbindungen zur Drogenmafia unterhalten soll, am vergangenen Dienstag in Mexiko-Stadt gefasst. Insgesamt gab es bislang 74 Festnahmen in dem Fall, darunter 36 Polizisten und mehrere Mitglieder von Guerreros Unidos.
Die mexikanische Bischofskonferenz verlangte ein Ende der Korruption, der Straflosigkeit und der Gewalt. «Wir fordern die Behörden auf, zu ermitteln, was mit den Verschleppten geschehen ist, die Täter mit der ganzen Härte des Gesetzes zu bestrafen und dem Rechtsstaat Genüge zu tun», hiess es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung.