Das Verwaltungsgericht von Lille billigt die Räumung des Flüchtlingslagers in Calais. Das berichten die Sender BFMTV und iTélé am Donnerstag unter Berufung auf die Präfektur des Départements Pas-de-Calais.
Die Behörden wollen den südlichen Teil des als «Dschungel von Calais» bekannten Baracken- und Zeltlagers räumen, wo mehrere tausend Menschen in Slum-ähnlichen Bedingungen leben.
Die Präfektur des Départements Pas-de-Calais hatte den Flüchtlingen bis Dienstagabend Zeit gegeben, den südlichen Abschnitt zu räumen. Flüchtlinge und Hilfsorganisationen versuchten, die Räumung per einstweiliger Verfügung zu verhindern, und zogen vor das Verwaltungsgericht von Lille.
Das Ultimatum der Behörden wurde damit bis zur Entscheidung des Gerichts unwirksam. Nun aber gab das Verwaltungsgericht der Präfektur recht.
Kein grosser Polizeieinsatz
Die Präfektur erklärte, einen grossangelegten Polizeieinsatz zur Räumung des südlichen Lagerabschnitts solle es zunächst nicht geben. «Wir setzen unsere Bemühungen mit den Hilfsgruppen fort, die Flüchtlinge zu überzeugen, zu gehen und sich in Schutz bringen zu lassen», sagte ein Behördenvertreter.
Calais ist schon lange ein Brennpunkt der Flüchtlingskrise in Europa. Seit Jahren zieht es Flüchtlinge aus Krisenstaaten wie Syrien, Afghanistan, Eritrea, dem Irak oder dem Sudan in die am Ärmelkanal gelegene Hafenstadt, um von dort aus nach Grossbritannien zu gelangen.
An den Zuständen in dem Slum-ähnlichen Lager wurde massive Kritik laut, es herrschen miserable hygienische Zustände. Den Behörden ist der «Dschungel» zudem ein Dorn im Auge, weil von dort aus immer wieder Flüchtlinge versuchen auf das Hafengelände oder in den Eurotunnel zu gelangen. Ausserdem gibt es Spannungen mit den Bewohnern von Calais.
Im Januar wurde am Rande des «Dschungels» ein provisorisches Wohncontainer-Lager mit Platz für 1500 Flüchtlinge eingerichtet. Der Platz reicht damit bei weitem nicht für alle Flüchtlinge in Calais.