Der Name Fujimori hat die Jahre von 1990 bis 2000 geprägt. Unter Alberto Fujimori war Peru ein Jahrzehnt lang mal eine Voll- und mal eine Halbdiktatur.
Fujimori habe ein Regime kommandiert, das nicht nur korrupt gewesen sei, sondern aktiv korrumpiert und die Korruption als Werkzeug in der Politik verankert habe, sagt der Soziologe Nelson Manrique. An diesem Krebsgeschwür kranke Peru bis heute. Der Staat verliert dabei gewaltige Summen. In den zehn Jahren der Fujimori-Herrschaft sind sechs Milliarden Dollar verschwunden.
Scheinbar demokratisch
Seit dem Jahr 2000 hat sich Peru zu einer zumindest oberflächlich stabil erscheinenden Demokratie entwickelt. Jetzt steht der vierte auf freien Wahlen beruhende Regierungswechsel an. Aber die Hinterlassenschaft des Fujimori-Regimes hat verhindert, dass sich Peru auch im Innern demokratisiert.
Für den Soziologen Nelson Manrique ist klar: «Die grossen, historischen Parteien sind alle untergegangen.» An ihre Stelle seien Bündnisse getreten, die Caudillos um sich herum gruppierten. Es herrsche ein wilder Populismus, der zu zweierlei führe: «Dass die Gesellschaft in der Politik nicht mehr richtig vertreten ist und dass dieses Land konsequent von Aussenseitern regiert wird».
Eines der ungelösten, weil verdrängten Probleme, ist der Rassismus. Staat und Wirtschaft setzen sich weiterhin über die Rechte der indigenen Minderheit hinweg. Gerade wenn es um Bergbauprojekte geht, wird die verfassungsmässig verankerte Anhörung und Mitsprache der ländlichen Urbevölkerung konsequent missachtet.
Diese lehnten sich schliesslich auf, während die Mächtigen ihre Interessen gewaltsam durchsetzten, erklärt der Soziologe Nelson Manrique. Die Konflikte, bei denen die Ansprüche der Bergbaumultis und der indigenen Landbevölkerung aufeinanderprallen haben schon viele Tote und Verletzte gefordert.
Erinnerungen an «Sendero Luminoso» verdrängt
Dabei verhalten sich die politisch Verantwortlichen mehr als leichtsinnig. Sie müssten aus Erfahrung wissen, wozu die konsequente Benachteiligung von Indigenen und Mestizen führen kann.
Die Erinnerung an die maoitische Untergrundorganisation Leuchtender Pfad, nichts anderes als das gewalttätige Aufbäumen frustrierter Mestizen, ist noch wach.
Die Mestizen hatten sich mit viel Aufwand eine höhere Bildung verschafft, um dann festzustellen, dass die weisse Elite ihnen die soziale Anerkennung und die Gleichstellung verweigerte. Ein Vierteljahrhundert hatte dieser interne Krieg gedauert – und 70'000 Tote gefordert.
Populisten wie Keiko Fujimori, die 40-jährige Tochter des alten Haudegens Alberto Fujimori, schenken solchen Zusammenhängen kaum Beachtung. Im Vordergrund stehen das Wirtschaftswachstum und ein gut finanzierter Staat.
Andernfalls gibt es Sand im Getriebe des populistischen Geschäftes: Das Geld fehlt für die Almosen an die Armen. Und das ist tödlich für jeden oder jede, die sich zum Caudillo ausersehen fühlt.