Auf dem Campus des Korean Advanced Institute of Science and Technology (Kaist) – dem koreanischen Pendant zum Massachusetts Institute of Technosology in den USA – wird die Abwehrtechnik der Zukunft entwickelt. Hier arbeitet ein studentisches Entwicklungsteam an einer Drohne, die dereinst nordkoranische Spionagefluggeräte abfangen soll.
«Jeder hat eine Drohne»
Shim Hyun-chul ist Leiter der Forschungsgruppe für unbemannte Flugobjekte. Er beaufsichtigt die Arbeit der Projektgruppe. «Drohnen sind einfach zu bauen», sagt er. Deshalb stellten sie eine ganz neue Gefahr dar. Auf diese Gefahr versucht Shim eine Antwort zu finden. «Wir dachten: Jetzt, da jeder eine Drohne hat, muss es auch einen Weg geben, gegen nicht willkommene Drohnen vorzugehen.»
Die feindlichen Drohnen, von denen Shim spricht, kommen aus dem Norden, von der anderen Seite der demilitarisierten Zone. Laut südkoreanischem Verteidigungsministerium sind seit 2014 mindestens vier abgestürzte nordkoreanische Drohnen im Süden gefunden worden. Zuletzt haben südkoreanische Soldaten im Januar dieses Jahres auf eine nordkoreanische Drohne geschossen.
Kim präsentiert stolz seine Drohnen
Tatsächlich verheimlicht Pjöngjang seine Bemühungen auf dem neuen Technikfeld nicht: So zeigte das Regime von Kim Jong-un bei einer Militärparade in der Hauptstadt im vergangenen Oktober unter anderem eine Drohnenflotte. Einige der selbstfliegenden Fluggeräte könnten bereits im Süden im Einsatz gewesen sein.
So soll eine der Drohnen angeblich das blaue Haus, den Regierungssitz der südkoreanischen Präsidentin mitten in der Millionenmetropole Seoul, überflogen haben. Die Drohne habe lediglich Fotos gemacht, doch in der südkoreanischen Regierung ist man sich sicher, bewaffnete Drohnen könnten der nächste Schritt sein.
Japanische Kameras an Bord
«Es hat uns überrascht, dass Nordkorea so interessante Drohnen nutzt», sagt Kaist-Forschunglsleiter Shim. Im hochtechnisierten Südkorea wird dem rückständigen Norden nicht wirklich zugetraut, moderne Flugaufklärungsgeräte bauen zu können.
Moon Sung-muk vom südkoreanischen Forschungsinstitut für Strategie macht Versäumnisse in Südkorea für die Spionageflüge verantwortlich. Man habe nicht erwartet, dass Nordkorea solch kleine Spionage-Drohnen bauen könnte und so den Radar umgeht. «Südkorea muss nun mit einem neuen Sicherheitsplan antworten, um diese Drohnen zu lokalisieren und auszuschalten», sagt er.
Schwieriges Projekt
Ein Teil des Plans könnten die Drohnen sein, die am Kaist entworfen werden. Doch einfach werde das Unterfangen nicht, ist sich Professor Shim sicher: «Drohnen sind sehr klein und schwer zu lokalisieren. Doch selbst wenn das gelingt, kann man nicht wirklich viel gegen die Flugobjekte unternehmen.» Immerhin: Für Shim und seine Forscher ist klar – sie müssen schneller sein als die Konkurrenz aus Nordkorea.