Die dänischen Soldaten, die von Irak und von Kuwait aus gegen die Terrormiliz «Islamischer Staat» IS kämpfen, wollen nicht mehr. In einem Brief an Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen und andere Parteichefs fordern ihre Gewerkschaft sowie militärische Vertrauensleute, den im Oktober auslaufenden Einsatz nicht zu verlängern.
400 Einsätze gegen IS geflogen
In dem Brief heisst es, die Soldaten seien extrem gestresst: «Wir und unsere Kollegen werden durch die Entsendung an die Brandherde dieser Welt und Übungen im Ausland bis zum Äussersten getrieben.» Vor allem die Flugingenieure seien unterbesetzt und stünden unter grossem Druck. «Geben Sie den Mitarbeitern eine wohlverdiente Pause. Der Bogen ist überspannt. Sie können nicht mehr.»
Die Dänen sind mit sieben F-16-Kampfjets, einem Hercules-Transportflugzeug und rund 140 Soldaten am internationalen Kampf gegen den IS beteiligt. 120 weitere dänische Soldaten bilden irakische Sicherheitskräfte aus. Seit letztem Herbst flogen die Jets über 400 Einsätze gegen IS-Stellungen, dabei warfen sie mehr als 200 Bomben ab.
Material und Personal über die Grenzen beansprucht
«Die Ausrüstung sei in einem sehr schlechten Zustand, wird in dem Brief geschrieben», weiss SRF-Nordeuropa-Mitarbeiter Bruno Kaufmann zu berichten. Ursprünglich begonnen hatte Dänemark seinen Armee-Einsatz im Mittleren Osten 2003 an der Seite der USA im Krieg gegen Irak.
Letztes Jahr verstärkte Kopenhagen ihn für den Kampf gegen die IS-Terroristen. «Der dänische Einsatz im Nahen Osten hat viel mit dem moralischen Kampf gegen den Islamismus zu tun», sagt Kaufmann. Erinnert sei bei dieser Gelegenheit an die Auseinandersetzungen um die Mohammed-Karikaturen, welche eine dänische Zeitung 2005 veröffentlichte.
Ein Ende des Kampfeinsatzes ist absehbar
Kaufmann geht davon aus, dass der Einsatz der dänischen Kampfflugzeuge in Irak nicht verlängert wird. «Ich denke, die Zeit der dänischen Kampfflieger im Nahen Osten wird im Oktober zu Ende gehen.» In der Bevölkerung und in der Politik gebe es immer mehr Stimmen, welche dem Kampfeinsatz skeptisch gegenüber stünden. Die dänische Armee sei in den letzten Jahren immer kleiner geworden und habe auf die Freiwilligkeit der Soldaten für die Einsätze gesetzt. «Jetzt scheint dieser Einsatzwille nicht mehr zu existieren.»
Die Dänen würden sich aber kaum ganz aus dem Anti-Terroreinsatz zurückziehen, aber ins zweite Glied zurücktreten, glaubt Kaufmann. So sei denkbar, dass Dänemark beispielsweise Radarausrüstung zur Verfügung stelle oder die Ausbildungseinsätze in Irak verstärken werde.