Man trifft sie in Syrien oft auf der Strasse. Sie verkaufen Rosen oder Tabakwaren. Mit dem wenigen Geld, das sie erhalten, versuchen sie zu überleben – es sind die Kriegskinder Syriens, ohne Eltern, ohne Heim, oft traumatisiert. Es gibt viele von ihnen, Tausende. Und je länger der Krieg dauert, desto mehr werden sie.
Deshalb schlagen nun die Hilfsorganisationen Alarm: In einem dringenden Appell bitten sie um eine Milliarde Dollar. Das Geld soll die Not von Millionen syrischer Kinder lindern, es soll ihnen Bildung ermöglichen und sie schützen. Syrien drohe «eine verlorene Generation», erklärten die Hilfsorganisationen. Dies dürfe nicht zugelassen werden.
Neben dem Flüchtlingshilfswerk UNHCR unterstützen das UNO-Kinderhilfswerk (Unicef), Save the Children, World Vision und weitere Organisationen den Appell. Sie veröffentlichen ihren Aufruf zielgerichtet eine Woche vor der internationalen Geberkonferenz für Syrien in Kuwait.
UNO setzt Zählung der Kriegstoten aus
Wie gross indes die Zahl der Opfer in der Zivilbevölkerung allgemein ist, kann immer weniger genau festgestellt werden. Die Lage in Syrien hat sich dermassen verschlechtert, dass das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte die Toten nicht mehr zählen kann: Die UNO-Mitarbeiter haben keinen ausreichenden Zugang zu den umkämpften Gebieten.
Zuletzt hatte das Gremium im Juli 2013 Angaben veröffentlicht: mehr als 100‘000 tote Menschen seit Ausbruch des Krieges. Neuere Zahlen liefert die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter in London: mehr als 130‘000 Tote.
Das Land verlassen, um jeden Preis
Wie gross die Angst und Not der Überlebenden ist, zeigen jüngste Berichte. Zwischen Syrien und dem kurdischen Nordirak wurden die Grenzen wieder geöffnet – gleich am ersten Tag flohen rund 2500 Menschen über diesen Weg. Mehrere tausend weitere Syrien-Flüchtlinge bereiteten sich laut UNHCR einen Tag später auf die Überquerung des Grenzflusses vor.
Die Grenze zwischen dem kurdischen Nordirak und Syrien war Mitte September angesichts der Flucht von zehntausenden Syrern geschlossen worden. Der nun wieder offene Grenzpunkt ist der einzige Übergang zwischen den zwei Ländern.