Am Jahrestag der Gezi-Proteste werden die Demonstranten von der Polizei mit Wasserwerfen und Tränengas empfangen. Mit einem Demonstrationsverbot und 25'000 Mann hatte die Regierung vorgesorgt.
Es drohen langjährige Haftstrafen
«Es ist die alte Machtprobe zwischen der hartnäckigen Regierung einerseits, die keine Proteste zulassen will, und den Demonstranten, die ihr Recht in die Hand nehmen wollen und sagen, wir dürfen protestieren, und das wollen wir auch tun», sagt Thomas Bormann, Korrespondent der ARD vor Ort.
Jahrestag der Gezi-Proteste
Die früheren Proteste kämen die Gezi-Anhänger aber teuer zu stehen – hunderte müssen sich vor Gericht verantworten. «Manchen wird Vandalismus vorgeworfen. Den meisten wirft man Teilnahme an einer illegalen Demonstration vor, den Organisatoren gar die Bildung einer kriminellen Organisation. Letzteren drohen langjährige Haftstrafen.» Noch hofften die Betroffenen, dass sie einen Freispruch erhielten, doch das sei immer unwahrscheinlicher, da die Justiz immer mehr unter der Kontrolle des Regierungschefs sei.
Autorität versus Pluralismus
Bereits im Vorfeld des Gezi-Jahrestages hatte Ministerpräsident Erdogan die harte Hand gegenüber den Demonstranten angekündigt. «Erdogan lebt quasi einer anderen Welt als die Leute der Gezi-Protestbewegung», sagt Bormann. Die Türkei sei ein gespaltenes Land, auf der einen Seite seien die Erdogan-Anhänger, auch die Parteijugend der Regierungspartei AKP, die brav seien und machten, was er sage. Auf der anderen Seite seien die Gezi-Leute, die für eine pluralistische Gesellschaft stehen. Die dafür auf die Strasse gingen, dass Bürger Mitspracherecht hätten bei Bauprojekten, die gegen den autoritären Führungsstil von Erogan seien.