40 Kilometer rund um das Wrack der malaysischen Boeing sollen die Waffen ruhen: Das sicherte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko vor wenigen Tagen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zu. Am Wochenende nun hat die ukrainische Armee grossangelegte Angriffe rund um die Absturzstelle mitten im Gebiet der prorussischen Separatisten gestartet.
Die Armee wollte «das Absturzgebiet der Boeing 777 von Terroristen befreien, um internationalen Experten Sicherheit zu garantieren und die Möglichkeit für ihre Untersuchungen», begründete ein Sprecher des ukrainischen Sicherheitsrates den Bruch der Waffenruhe.
Rückschlag für internationale Untersuchung
Die OSZE-Beobachter wie auch Experten aus den Niederlanden, Australien und Malaysia mussten wegen der neuen Gefechte eine Fahrt zur Unfallstelle abbrechen und nach Donezk zurückkehren. Auch die 40 niederländischen Militärpolizisten, die sich seit Samstag in Charkow aufhalten, konnten nicht in das Gebiet reisen.
Die Niederlande, Australien und Malaysia wollten militärische Spezialkräfte einsetzen, um forensische Experten und Ermittler zu schützen. Sie sollen weitere Opfer bergen und Ursachen des Absturzes der Boeing von Malaysia Airlines am 17. Juli untersuchen. Die neu aufgeflammten Kämpfe machten einen solchen Einsatz jedoch unmöglich, sagte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte nach einer Dringlichkeitssitzung seines Kabinetts. Das Risiko, dass dann mehrere Länder in den Konflikt verwickelt würden, sei zu gross.
Sofortige Waffenruhe gefordert
Die ukrainischen Angriffe wirkten wie eine Grossoffensive, um das Separatistengebiet in zwei Hälften zu teilen und die Millionenstadt Donezk einzukreisen. Bei Beschuss auf die Stadt Gorlowka wurden 13 Menschen getötet. In den Städten Debalzewo, Schachtarsk, Tores und Sneschnoje wurde nach verschiedenen Angaben ebenfalls gekämpft. Aus Tores wurden Granateneinschläge gemeldet.
Der russische Aussenminister Sergej Lawrow und sein US-Amtskollege John Kerry forderten in einem Telefonat eine sofortige Feuerpause im Konfliktgebiet, wie Moskau mitteilte.
Noch wird getrauert, doch die Kämpfe gehen weiter
-
Bild 1 von 9. Vor der Abflughalle 3 des Amsterdamer Flughafens Schiphol liegt ein Meer von Blumen. Seit dem Absturz der Boeing der Malaysia Airlines am 17. Juli ist es für die Niederländer zum nationalen Denkmal geworden. Täglich wird es grösser. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 2 von 9. Selten haben Bilder das ganze Ausmass eines Dramas so eindrücklich dargestellt. Die lange Trauerkolonne der Leichenwagen, die von Mittwoch bis Samstag täglich durch die niederländische Landschaft fuhr. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 3 von 9. Am Samstag kommt der vorläufig letzte Transport in der Kaserne von Hilversum an – 38 Särge. Das erste der 298 Opfer ist identifiziert. Doch wie geht es weiter? Kämpfe verhindern die Untersuchung im Absturzgebiet. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 4 von 9. Schwerbewaffnete prorussische Rebellen kontrollieren das Gebiet um die Absturzstelle. Und ukrainische Einheiten versuchen inzwischen, dort die Kontrolle wiederzuerlangen. Bislang kann keiner die Sicherheit der internationalen Experten garantieren. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 5 von 9. Seit Samstag sind 40 niederländische Militärpolizisten im ukrainischen Charkow. Sie sollen den Experten helfen. Doch die Königlichen Gendarmen sind unbewaffnet. Am Sonntag wollten sie die Absturzstelle besichtigen. Doch wegen neuer Kämpfe mussten sie die Reise nach Donezk absagen. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 6 von 9. Am Sonntag toben an der Absturzstelle bei Grabowo heftige Panzergefechte zwischen ukrainischen Truppen und prorussischen Separatisten. Damit schwindet die Hoffnung weiter, Opfer und Hinweise auf die Unglücksursache finden zu können. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 7 von 9. An der Absturzstelle sollen immer noch Leichen liegen. «Alle Menschen nach Hause bringen, das hat für uns absolute Priorität», betont der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte wieder und wieder. Doch die Bergung der restlichen Opfer und die internationale Untersuchung der Absturzstelle sind bislang faktisch unmöglich. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 8 von 9. Die Niederländer wollen den Familien der Absturzopfer beistehen. Mit Gesten und Blumen. Viele der Hunderttausenden, die in diesen Tagen von Amsterdam aus in die Ferien fliegen, halten bei dem Blumendenkmal an der Abflughalle 3 des Flughafens Schiphol inne. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 9 von 9. Auch in der Ukraine selbst gedenkt man der Opfer. In Charkow gab es am Donnerstag ein Gedenkkonzert für die 298 Toten. Bildquelle: Keystone.