Der Islamische Staat (IS) spielt Assad in die Hände: Aktuell sind die Medien und die internationale Gemeinschaft so stark auf den IS fokussiert, dass der Bürgerkrieg in Syrien beinahe in Vergessenheit geraten ist. Derweil geht Assad weiter brutal gegen die Rebellen vor – beinahe unbemerkt und ohne Kritik durch die Weltöffentlichkeit.
«Die Syrische Armee hat ihre Angriffe intensiviert, besonders mit der Luftwaffe», sagt Petra Becker, Nahost-Spezialistin der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Assad habe die völlige Lufthoheit, weil die Rebellen keine Luftabwehr-Waffen zur Verfügung hätten. Dies nütze Assad brutal aus und bombardiere Rebellengebiete.
Noch immer sterben in Syrien zwischen 3000 und 4000 Rebellen und Zivilisten – pro Monat!
Assad profitiert schon länger vom IS
Die Brutalität des IS schockiert den Westen. In diesem Kontext bekommt Assad, als Gegner des IS, plötzlich wieder Aufwind: Bei der Wahl zwischen dem IS und Assad sieht der Westen im Letzteren wohl das kleinere Übel. Becker folgert daraus, dass Assad den IS schon längere Zeit toleriere, um sich so als Gegner der Dschihadisten zu profilieren.
Mittlerweile habe Assad seine Haltung aber geändert, sagt Becker: «Inzwischen kann Assad den IS in der Weltöffentlichkeit nicht mehr tolerieren. Er will sich der Internationalen Allianz gegen die IS als Partner anbieten.» Damit kann Assad dem Westen gegenüber weiter Terrain gut machen.
Assad hat seine Angriffe gegen die Rebellen intensiviert, besonders mit Bombardierungen aus der Luft.
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte
Der IS hilft Assad auch militärisch: Denn auch die Islamisten und die syrischen Rebellen, wie die Freie Syrische Armee, bekämpfen sich untereinander – als Dritter profitiert davon wohl Assad, meint Becker. Denn seine Feinde bekämpfen sich gegenseitig. Syrien bleibt ein politisch fragmentiertes Land, in dem sich die unterschiedlichen Gruppierungen gegenseitig bekämpfen.
Als der IS an Stärke gewann, standen das Assad-Regime und die Rebellen-Gruppen plötzlich einem neuen, erstarkten Feind gegenüber. «Am Anfang hat man die leise Hoffnung gehabt, dass dies vielleicht einen Einstieg in Verhandlungen zwischen Assad und den Rebellen bewirken könnte», sagt Becker. Denkbare Allianzen, die auch zu einer möglichen politischen Lösung hätten beitragen können, sind aber ausgeblieben. Damit bleibt die Lage in Syrien nach wie vor höchst instabil.
Keine Lösung absehbar
Nach der Einschätzung von Petra Becker könne momentan nur eine politische Lösung unter Einbezug der internationalen Gemeinschaft einen Anstoss in Richtung Frieden geben. Militärisch seien die Fronten sehr verfahren und es zeichne sich kein Ende des Krieges ab. Solange aber der UNO-Sicherheitsrat von Russland blockiert werde, sei keine politische Lösung absehbar, so Becker.