Es ist ein kurzes Aufschnaufen: Für 16 Stunden haben sich Israel und die Hamas auf eine Waffenruhe geeinigt. Eine kurze Zeit zum Aufatmen auch für das UNO-Hilfswerk für Palästinaflüchtlinge (UNRWA), das zur Zeit an mehreren Orten im Gazastreifen der palästinensischen Bevölkerung zu helfen versucht.
Mitten drin ist auch der Schweizer Pierre Krähenbühl. Er ist Chef des UNO-Hilfswerks und koordiniert die Unterstützung vor Ort. 160'000 vertriebene Palästinenser suchen zur Zeit in UNRWA-Schulen Zuflucht. «Das sind dreimal mehr Personen als im Krieg von 2008 und 2009», erkärt Krähenbühl. Der Zugang zu diesen Schulen geniesse zur Zeit die höchste Priorität.
Ausserdem wurde am Freitag eine UNWRA-Schule unter Beschuss genommen. Dabei kamen 15 Personen ums Leben und über hundert weitere Personen wurden verletzt. «Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass es ein israelischer Angriff war. Das kann UNWRA allerdings noch nicht unabhängig bestätigen.»
«Verarbeitung wird Jahre dauern»
Das Hilfswerk habe beiden Parteien ihre Standorte angegeben. Trotzdem sei der enge Raum im Gazastreifen ein sehr gefährliches Territorium. Leidtragende sei in erster Linie die Zivilbevölkerung. Deshalb brauche es besseren Schutz für die Bewohner des Gazastreifens, erklärt der 48-jährige Genfer. «Was bis jetzt gemacht wurde, ist ungenügend.»
65 bis 70 Prozent der bereits über 1000 Toten im Gazastreifen seien der Zivilbevölkerung zuzurechnen, so Krähenbühl. Zudem handle es sich bei einem Viertel um Kinder. «Die traumatischen Erlebnisse, die nun durchgemacht werden, müssen noch jahrelang verarbeitet werden.»
Zu denken gebe ihm auch der Missbrauch von UNO-Gebäuden durch die Hamas. So wurden in verlassenen Schulen Hamas-Raketen gefunden. «Das haben wir selber an die Öffentlichkeit gebracht und verurteilt. Das ist eine Verletzung des Völkerrechtes, rechtfertigt aber natürlich nicht, dass es zu direkten Angriffen kommt.»