Die Unglücksmeldungen reissen nicht ab: Einen Tag nach der wohl schlimmsten Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer, bei der mehr als 900 Menschen ertrunken sein sollen, ist es bereits wieder zu neuen dramatischen Szenen auf dem Meer gekommen. Vor einem beliebten Strand der Touristeninsel Rhodos zerschellte ein Schiff mit Dutzenden Menschen an Felsen.
Mindestens drei der Migranten starben, darunter ein vierjähriges Kind, wie die Küstenwache mitteilte. 93 Menschen wurden demnach aus dem Wasser gerettet. Die Flüchtlinge klammerten sich an Teile des Schiffes, um auf diesen die Küste zu erreichen. Auch Inselbewohner beteiligten sich an der Rettung.
Flüchtlingsdramen im Mittelmeer
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Bild 1 von 11. Ein Gesicht der Katastrophe im Mittelmeer: Dieser junge Mann wurde gerettet – die Angst ist ihm aber noch immer ins Gesicht geschrieben. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 11. Diese Migranten hatten Glück im Unglück – sie überlebten die Überfahrt und gehen am 21. April in Europa an Land. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 11. Italienerinnen werfen in Sizilien als Solidaritätsbekundung Blumen ins Mittelmeer. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 11. Beinahe täglich geschehen im Mittelmeer tragische Unglücke mit Flüchtlingen. Am 20. April zerschellte ein hölzernes Boot an der Küste von Rhodos. Zahlreiche Flüchtlinge konnten sich mit Hilfe von Wrackteilen über Wasser halten und trieben zum Strand Zefyros. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 11. Die lokale Bevölkerung sowie Rettungsmannschaften versuchten gemeinsam, den schiffbrüchigen Migranten zu helfen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 11. Wie viele Migranten sich genau an Bord des verunglückten Flüchtlingsbootes befanden, ist unklar. Laut Medienberichten sollen aber rund 100 Menschen auf dem Schiff gewesen sein. Sie wurden von Schleuserbanden von der türkischen Küste nach Europa gebracht. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 11. Für mindestens drei Menschen endete die Überfahrt nach Rhodos mit dem Tod – darunter ein vierjähriges Kind. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 11. Rund 90 Personen konnten vor Rhodos gerettet werden. Einsatzkräfte suchten derweil nach weiteren Migranten. Mitunter waren auch Taucher im Einsatz. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 11. Am Wochenende ereignete sich vor der Küste Libyens ebenfalls ein Flüchtlingsdrama – mit möglicherweise mehr als 700 Toten. Dutzende Leichen wurden auf dem italienischen Rettungsschiff «Gregoretti» nach Malta gebracht. Bildquelle: Reuters.
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Bild 10 von 11. An Bord waren auch Überlebende, die nach Italien gebracht werden sollten. Sie kamen schwer erschöpft und mitgenommen in Europa an. Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 11. Die Dramen, die sich im Mittelmeer abspielen, sind auch für die Hilfsmannschaften nur schwer zu ertragen. «Unsere Besatzungen sehen die Menschen sterben; sie ertrinken vor unseren Augen oder erfrieren an Bord», erklärte jüngst ein Reeder, dessen Schiffe bei Rettungen eingesetzt werden. Bildquelle: Reuters.
Drei Boote noch in Seenot
Zeitlgleich schrecken neue Nachrichten über drei Schiffe in Seenot auf – und wieder sind Hunderte Menschen an Bord. Italien und Malta hätten nach Hilferufen der drei Boote Rettungseinsätze eingeleitet, sagte Italiens Regierungschef Matteo Renzi.
Zum schweren Flüchtlingsunglück vom Sonntag sind in der Zwischenzeit neue Details bekannt geworden. Zwar gibt es noch immer keine offiziellen Angaben darüber, wie viele Menschen rund 110 Kilometer von der Küste Afrikas entfernt und etwa 200 Kilometer südlich von Lampedusa ums Leben gekommen sind. Den Schilderungen von Überlebenden zufolge könnten es aber noch mehr sein als bisher angenommen.
«Wir waren 950 Menschen an Bord – 40 bis 50 Kinder und etwa 200 Frauen», zitierte die Nachrichtenagentur Ansa einen aus Bangladesch stammenden Überlebenden. Den Schilderungen des Mannes zufolge waren viele Menschen im Laderaum eingeschlossen. «Die Schmuggler haben die Türen geschlossen und verhindert, dass sie herauskommen», berichtete der Mann, der nach der Rettung in ein Krankenhaus gebracht wurde.
Hilfe war in Sichtweite
Nach bisherigen Erkenntnissen war das Schiff in der Nacht auf Samstag etwa 130 Kilometer vor der libyschen Küste gesunken. Möglicherweise brachten die Menschen an Bord das völlig überladene Boot selbst zum Kentern.
Sie sollen einen Notruf abgesetzt haben, auf den ein portugiesischer Frachter in der Gegend reagierte. Als sich das Handelsschiff dem Flüchtlingsschiff näherte, sollen die Menschen an Bord alle auf eine Seite des Bootes gestürmt sein. Daraufhin kippte das Schiff und sank.
«Wir finden nichts mehr»
Bis Sonntagabend konnten 28 Menschen gerettet werden. 24 Leichen wurden geborgen. Die herbeigerufenen Retter suchten den ganzen Tag über mit etwa 20 Booten und Hubschraubern nach Überlebenden, jedoch ohne Erfolg.
«Da sind nur Treibstoff und Trümmer, wir finden nichts mehr», sagte einer der Retter der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.
Die italienische Küstenwache erklärte, möglicherweise werde es keine Gewissheit über die Zahl der Toten geben, da das Meer an der Unglücksstelle sehr tief sei. Das Wasser dort ist mit 16 bis 17 Grad zwar relativ warm, viele der Migranten konnten jedoch vermutlich nicht schwimmen.