«On hold», bis auf weiteres abgesagt, seien die gemeinsamen Militärmanöver mit der US-Marine. Das sagte der philippinische Verteidigungsminister gestern. Auch alle 28 gemeinsamen Militärübungen, die jährlich stattfinden, wurden suspendiert.
Er wolle zwar kein Zerwürfnis mit den Amerikanern, aber sie müssten gehen, so der philippinische Präsident Rodrigo Duterte vor wenigen Tagen.
Bislang hatten die Philippinen ein äusserst enges Verhältnis mit ihren ehemaligen amerikanischen Kolonialherren. Diese hatten den südostasiatischen Staat vor 70 Jahren in die Unabhängigkeit entlassen.
Duterte goutiert US-Kritik an der Drogenpolitik nicht
Doch die USA nutzten die Philippinen weiterhin als Partner und militärischen Standort, um ihren Einfluss in Südostasien zu behalten und auszuweiten. Dazu gehörten gemeinsame Trainings und amerikanische Unterstützung in Millionenhöhe.
Doch seit Rodrigo Duterte vor drei Monaten das Präsidenten-Amt übernommen hatte, haben sich die Beziehungen deutlich abgekühlt. Ein Grund dafür ist die Kritik der USA an Dutertes Drogenkrieg.
Ungefähr 3600 Personen kamen dabei bereits ums Leben. Viele wurden kaltblütig von Todesschwadronen erschossen. Statt ihm zu helfen, kritisiere ihn Obama und wolle ihm keine Waffen verkaufen, beklagte sich Duterte: «Wenn ihr uns nicht helfen wollt, dann fahrt zur Hölle. Mr. Obama fahr zur Hölle!
Der neue Partner: China
Bereits vor einem Monat bezeichnete Duterte Obama als Hurensohn, als dieser ihn für den brutalen Drogenkrieg kritisierte. Obama annullierte nach den verbalen Ausfälligkeiten ein gemeinsames Treffen.
Präsident Duterte versuche mit den USA eine Beziehung zu entwickeln, die weniger auf Abhängigkeit beruhe, sagte Verteidigungsminister Delfin Lorenzana gestern erklärend. Deshalb will er neue Beziehungen mit anderen Partnern eingehen.
Duterte hat diese Partner längst beim Namen genannt: «So wie das jetzt läuft, werde ich meine Aussenpolitik überdenken und mich von den USA trennen. Da gehe ich lieber zu Russland und China. Unsere Ideologien mögen anders sein, aber zumindest respektieren sie mich.»
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Der Komplex der ehemaligen Kolonie gegenüber ihren alten Kolonialherren scheint tief zu sitzen. China kann sich freuen. Wie Duterte den Streit mit China, um die Territorialansprüche im südchinesischen Meer beilegen will, bleibt allerdings fraglich. Doch selbst dafür hat Duterte eine Antwort. «Unser Konflikt mit China ist nicht wirklich ein Konflikt, es ist mehr eine Erfindung. Ich werde China besuchen und ich werde unsere Türen weit aufmachen für chinesische Investitionen.»