Die kenianische Küstenstadt Mpeketoni ist eigentlich ein friedlicher Ort. Zahlreiche Menschen befanden sich am Sonntag in Bars und Cafés, um die Fussball-WM zu verfolgen. Doch dann schossen plötzlich Angreifer aus zwei Bussen wahllos auf Passanten.
Stundenlange Gefechte
Mindestens 48 Menschen kamen im Kugelhagel um, wie das Rote Kreuz berichtete. Etwa 50 Bewaffnete seien es gewesen, berichten Augenzeugen. Die Angreifer hätten «Allahu akbar» – Gott ist gross – gerufen, sagte ein Augenzeuge der kenianischen Zeitung «Standard». Die Gefechte mit der Armee hätten Stunden gedauert. Die Milizen setzten auch zwei Hotels in Brand. Ein Polizeirevier und eine Bank gerieten unter Beschuss.
In einem Bekennerbrief an verschiedene Medien begründete Al-Shabaab den Angriff unter anderem mit der Entsendung kenianischer Soldaten ins benachbarte Somalia, wo das Militär gegen die Islamisten vorgehe.
Die Miliz kämpft im benachbarten Somalia seit Jahren gegen die Regierung. Die kenianische Armee beteiligt sich seit 2011 an einem Einsatz der Afrikanischen Union gegen die Miliz in Somalia. Seitdem häufen sich die Anschläge in Kenia.
Terroristen wollen Tourismus schwächen
Das Ziel der Terroristen sei den Tourismus zu schwächen, denn dies sei ein wichtiger Wirtschaftszweig in diesem Land, sagt SRF-Afrikakorrespondent Patrik Wülser. Viele Arbeitsplätze seien in Kenias Tourismus bereits verloren gegangen. Die Miliz hat auch den Angriff auf ein Einkaufszentrum in Nairobi zu verantworten, bei dem im vergangenen September 67 Menschen getötet wurden.
Die Sicherheitslage in Kenia sei sehr prekär, so Wülser weiter: «Die Behörden haben den Angriffen sehr wenig entgegenzusetzen. Wir hatten fast wöchentlich Angriffe im Land.» Inzwischen fürchteten sich die Menschen, auf die Strasse zu gehen. Auch wüssten sie nicht, was sie der Regierung überhaupt noch glauben könnten.
Grosse Probleme für Kenia
Für die Zukunft sieht der Korrespondent grosse Probleme: «Kenia wird bereits mit Nigeria verglichen.» Al-Shabaab habe weite Gebiete im Norden Kenias und an der Küste infiltriert und ihre Leute dort installiert. Vor allem strukturarme Teile des Landes mit grosser Arbeitslosigkeit seien gefährdet. «Dort kann man junge Leute mobilisieren und radikalisieren», so Wülser.