Nur Stunden, nachdem US-Rocklegende Bob Dylan zum Literaturnobelpreisträger erkoren wurde, steht der Musiker in der Vergnügungsmetropole Las Vegas auf der Bühne. Zu seiner Auszeichnung sagt er – gar nichts.
Dylan ignorierte auch die Schreie aus dem Publikum, das ihn mit Ovationen und «Nobelpreisträger»-Rufen feierte. Bei den Zugaben wich Dylan allerdings vom Programm eines vorherigen Konzerts ab und spielte seine Protest-Hymne «Blowin' In The Wind» - zur Freude der rund 2000 mitsingenden Konzertbesucher.
Seinen Auftritt beendete er mit einem Song, den Frank Sinatra einst sang: «Why Try To Change Me Now» (etwa: «Warum versuchen, mich jetzt zu ändern»).
Nicht alle sind begeistert
Dylan ist der erste Musiker, der mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet wird. Die Jubelrufe – vor allem aus der Musikszene – waren gross, vereinzelt gab es aber auch Kritik.
«Bob Dylan ist der Vater meines Landes», zitierte Rockmusiker Bruce Springsteen aus seiner neu erschienenen Biografie «Born to Run» und gratulierte Dylan zur Auszeichnung. Auch Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger gratulierte.
Der indisch-britische Autor Salman Rushdie bezeichnete Dylan als «brillanten Erben der bardischen Tradition» und lobte die Wahl.
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Andere sahen die Auszeichnung kritischer, vor allem Schriftsteller: «Niemand bestreitet, dass er ein genialer Musiker und ein grosser Dichter ist», schrieb etwa der rumänische Literat Mircea Cartarescu auf Facebook. «Aber es tut mir so leid um die wahren Schriftsteller, die den Preis beinahe in der Tasche hatten.»
Der britische Schriftsteller Irvine Welsh schrieb auf Twitter: «Ich bin ein Dylan-Fan, aber dies ist ein schlecht durchdachter Nostalgie-Preis.»