Die Ebola-Epidemie in Westafrika hat jetzt auch Nigeria erreicht. Ein Arzt, der einen kürzlich in Lagos an der Krankheit verstorbenen Liberianer behandelt hatte, sei mit dem Virus infiziert, teilte Gesundheitsminister Onyebuchi Chukwu mit.
Zwei weitere Menschen, die in Kontakt mit dem Mann waren und auf Isolierstationen lägen, zeigten ebenfalls Symptome. Insgesamt befänden sich acht Nigerianer in Quarantäne, mehr als 60 weitere würden überwacht.
Mehr als 700 Tote bisher
Der Zustand des in den USA behandelten Ebola-Arztes hat sich unterdessen nach ersten Berichten leicht gebessert. «Es ist ermutigend, dass es ihm besserzugehen scheint», sagte der Direktor der amerikanischen Seuchenbehörde CDC, Tom Frieden.
Der CDC-Chef gibt sich kämpferisch: «Wir wissen jetzt, wie wir Ebola stoppen können», sagte er. Zwar sei der Ausbruch derzeit ausser Kontrolle, die für den Kampf gegen die Seuche nötigen Methoden seien aber bekannt und erprobt. Frieden kündigte an, dass in den kommenden Tagen insgesamt 50 US-Experten nach Westafrika geschickt werden.
Nach neusten Daten der WHO ist die Zahl der Opfer auf 887 gestiegen. Insgesamt seien bis Anfang August
mehr als 1600 Erkrankungen mit dem tödlichen Virus registriert worden, teilte die UNO-Organisation mit. Das Virus führt in 60 bis 90 Prozent aller Fälle zum Tod.
Ebolakranke werden zum Teil versteckt
Die frühere Gesundheitsministerin von Mali, Fatoumata Nafo-Traoré, warnte unterdessen vor einer möglichen Ausbreitung des Virus auf andere Länder oder sogar Kontinente. «Ebola könnte andere Staaten erreichen, auch Europa, weil die Leute weiter reisen und die Kontrollen und Tests an den Grenzen und Flughäfen häufig noch unangemessen sind», sagte die Gesundheitsexpertin.
Nafo-Traoré sieht die Hauptursache dafür, dass die Ebola-Epidemie in Guinea, Sierra-Leone und Liberia so ausser Kontrolle geriet, in den schlechten Gesundheitssystemen der Länder.
«Aber auch die religiösen und kulturellen Überzeugungen in der Region haben dazu geführt, dass Menschen ihre ebolakranken Angehörigen in ihren Häusern verstecken, statt sie an die Gesundheitsbehörden zu überstellen.»
Es herrsche grosse Angst, dass Familienmitglieder im Falle ihres Todes ohne die gängigen religiösen Riten und in namenlosen Gräbern beigesetzt würden. Jedoch weigerten sich viele Gemeinden, die Toten auf ihrem Boden beisetzen zu lassen – aus Angst, auch dort könne es dann zu Infektionen kommen.