Der Gastgeber spielt bei den Treffen der sieben grössten Industriestaaten (G7) traditionell eine zentrale Rolle. Er kann die Traktandenliste prägen.
Abe und sein umstrittenes Wirtschaftsrezept
Das will der japanische Regierungschef Shinzo Abe nutzen, um den übrigen Staats- und Regierungschefs seine «Abenomics» als Rezept verkaufen. Es ist dies eine Wirtschaftpolitik, die massive Staatsschulden in Kauf nimmt, um so die Wirtschaft zu stimulieren. Allerdings lehnen dies die deutsche und die britische Regierung entschieden ab.
Abe erhofft sich ausserdem klare Worte an die Adresse Chinas wegen dessen Expansionskurs in Ostasiens Meeren. Doch die Europäer sträuben sich und auch die USA wollen den Gipfel nicht zu einem anti-chinesischen Anlass umfunktionieren. Gute Handelsbeziehungen zum asiatischen Riesen sind ihnen wichtiger.
Keine Beschlüsse in Sicht
Umgekehrt hat Japan wenig Interesse an jenem Thema, das für Europa zentral ist: Der Flüchtlings- und Migrationskrise. Pünktlich zum Gipfeltreffen kündigte Tokio zwar an, 150 Syrer aufzunehmen. Ausserhalb Japans wird dies indes als lächerliche Geste abgetan. Und auch die Ukraine-Krise bewegt das Gastgeberland kaum.
Es wird also schwierig werden, in Ise-Shima griffige Beschlüsse zu fassen. Anders als bei den beiden Gipfeln davor: 2014 in Brüssel schafften die G7 den Schulterschluss gegen Russland, 2015 in Oberbayern setzten sie Zeichen in der Klimapolitik und bei der Seuchenbekämpfung.
Obama in Hiroshima
Erschwerend kommt diesmal noch hinzu, dass der erste Besuch eines US-Präsidenten in Hiroshima dem G7-Gipfel viel mediale Aufmerksamkeit rauben wird. Auf Hiroshima hatten die USA im zweiten Weltkrieg erstmals eine Atombombe eingesetzt. Insgesamt starben durch den Angriff am 6. August 1945 schätzungsweie über 100'000 Menschen.