Papst Franziskus ist am Morgen einmal mehr in eine Region Italiens gereist, die im Würgegriff des organisierten Verbrechens steht. Nach dem Besuch eines Marienheiligtums bei der antiken Ausgrabungsstädte von Pompeji begab er sich nach Scampia. Das Armenviertel im Norden Neapels ist berüchtigt für seine blutigen Bandenkriege zwischen verschiedenen Clans der Camorra, des neapolitanischen Zweiges der Mafia.
«Das nennt man Sklaverei, das nennt man Ausbeutung»
Vor den Hochhaussiedlungen des Vororts traf er mit der Bevölkerung sowie Vertretern verschiedener gesellschaftlicher Gruppen zusammen und hielt eine Rede, in der er seine schon mehrfach geäusserte Kritik an Korruption und organisiertem Verbrechen wiederholte: «Korruption stinkt, eine korrupte Gesellschaft stinkt, und ein Christ, der die Korruption in sich hinein lässt, ist kein Christ, er stinkt». Franziskus forderte Kirche und Gläubige auf, jede Nähe zu den Kriminellen zu vermeiden.
Der für sein soziales Engagement bekannte Argentinier wandte sich aber auch gegen informelle und schlecht bezahlte Arbeitsverhältnisse: «Das nennt man Sklaverei, das nennt man Ausbeutung, das ist nicht menschlich, das ist nicht christlich», sagte Franziskus.
Freiluftmesse und Gefängnisbesuch
Auf der Piazza del Plebiscito im Stadtzentrum Neapels zelebrierte das katholische Kirchenoberhaupt schliesslich eine Freiluftmesse mit 60'000 Gläubigen. Anschliessend besuchte Franziskus das drastisch überbelegte Gefängnis Poggioreale, wo er mit Häftlingen zu Mittag ass.
Dabei kritisierte er die Zustände in den italienischen Gefängnissen. Viel zu oft seien die Lebensbedingungen der Insassen unwürdig. Nach der Haft fehle es an Möglichkeiten, den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden, bemängelte Franziskus zudem. Den Häftlingen sprach Franziskus Mut zu. Gott verzeihe immer, wenn ein Mensch schlechte Taten aufrichtig bereue.
Die Sicherheitsvorkehrungen für den Papstbesuch in Neapel sind enorm. Laut der Lokalpresse sind 3000 Polizisten und Scharfschützen im Einsatz.