Nach der überraschenden Schliessung sind alle griechischen Journalisten am Mittwoch in einen Streik getreten. Die Medien im Land nahmen sämtliche Nachrichten aus ihrem Programm. Ausnahmen erlaubte der Journalistenverband nur bei der Berichterstattung über die ERT-Schliessung. Ansonsten liefen Shows, Filme oder Kochsendungen auf den privaten Kanälen.
Sendeschluss für Griechenlands staatliche Medien
«Wir werden so lange streiken, bis die Regierung ihren Beschluss zurücknimmt», sagte der Präsident des Verbandes der Athener Zeitungsredaktoren. Wegen des Streiks werden am Donnerstag in Griechenland auch keine Zeitungen erscheinen.
Protestprogramm oder Internetsendung
Bisherige Angestellte des Staatsfernsehens blieben am Mittwoch in einem Studio des Zentralgebäudes und sendeten via Internet. Dabei kritisierten sie den Schliessungsbeschluss scharf. Nach neuesten Angaben der Gewerkschaft der ERT-Angestellten verlieren 2656 Menschen ihre Arbeit. Auch einige Regionalradiosender in den Provinzen sendeten über provisorische Sendeanlagen ein «Protestprogramm».
Organisationen von Auslandsgriechen und die Kirche kritisierten die Schliessung. Die ERT-Sender hatten zwar schwache Einschaltquoten im Inland, aber grosse Bedeutung für Auslandsgriechen.
ERT ab August wieder auf Sendung
Die ERT soll Ende August nach einer Sanierung wieder den Sendebetrieb aufnehmen. Dies erklärte am Mittwoch der griechische Regierungssprecher in Athen. Die neue griechische Hörfunk- und Fernsehanstalt solle nur noch etwa 1200 Angestellte haben – statt bislang rund 2600 - und NERIT heissen. Die neue Institution werde unabhängig sein. «In Europa gibt es keine Journalisten als Staatsbedienstete», sagte der Regierungssprecher.
Der Senderverbund ERT ist eine von Gebühren und Werbung finanzierte Institution, die vom Staat kontrolliert wird. Die Gebühren werden direkt mit der Elektrizitätsrechnung kassiert. Die jeweilige Regierung stellt die Direktion der ERT ein.
EU-Kommission übernimmt keine Verantwortung
Inzwischen hat sich die EU-Kommission gegen Vorwürfe eines Spardiktats verteidigt. «Die Kommission hat die Schliessung von ERT nicht verlangt, aber die Kommission stellt auch nicht die Befugnis der griechischen Regierung infrage, den öffentlichen Sektor zu regeln», erklärte die Brüsseler Behörde. Die Regierung des Krisenlandes sei zum Sparen gezwungen. Griechische Medien hatten den überraschenden Schritt auf Druck der internationalen Geldgeber zurückgeführt.
Die Kommission betonte jedoch: «Wir möchten die Rolle der öffentlichen Rundfunkanstalten unter allen wirtschaftlichen Umständen herausstreichen. Es gehe um die Medienvielfalt, die Medienfreiheit und Medienqualität und um den Ausdruck kultureller Vielfalt.